AMALIENBURG
ROKOKO
Ein
Traum
1734 ehrte Kurfürst Karl Albrecht seine Gemahlin Maria Amalie mit dem Bau der Amalienburg
Diana
Göttin der Jagd, des Mondes und der Geburt, Beschützerin der Frauen und Mädchen.
Erbaut nach Plänen von François Cuvilliés dem Älteren von 1734 bis 1739
Halbplastik in Stuck über dem Osteingang von Johann Baptist Zimmermann (1680 - 1758)
Zwischen die Fenster sind glatte Pilaster aufgezogen. In den Flügeln finden sich Rundnischen mit Büsten.
Hunde- und Gewehr- kammer
Retirade- Toilette (Ort des Rückzugs)
Kasse (ehem. Garderobe)
EINGANG
SPIEGELSAAL
Blaues Kabinett
Gelbes Zimmer
Jagd- zimmer
Küche
Fasanen- zimmer
Karl Albrecht & Maria Amalie
Der Grundriß zeigt ein Rechteck, das sich an der Mitte der Ostseite konvex nach außen schwingt und gegenüber auf der westlichen Seite konkav einzieht. Die dynamisch modellierte Einheit wird symetrisch im Norden und Osten in den Räumen flankiert. Der ganze Bau ist eingeschossig.
Blick von der Amalienburg nach Osten
Auch in diesem Bereich des Nymphenburger Parks treten Natur und Kunst in einen spielerischen Dialog. Hier wurde dem Divertissement („Zeitvertreib“) aller Art gehuldigt.
Karl wurde in Brüssel als Sohn des bayerischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel und dessen zweiter Gattin, Therese Kunigunde, der Tochter des polnischen Königs Johann III. Sobieski, geboren. Am 6. August 1715 wurde Karl Albrecht volljährig und damit formell regierungsfähig. Vom 3. Dezember 1715 bis zum 24. August 1716 unternahm er eine Bildungsreise nach Italien und beteiligte sich 1717 mit einem bayerischen Truppenkontingent am Feldzug gegen die Türken. Bei den Aufenthalten am kaiserlichen Hof in Wien lernte er seine zukünftige Gattin Maria Amalia, die jüngere Tochter des verstorbenen Kaisers Josephs I., kennen. Die Vermählung mit Erzherzogin Maria Amalia fand am 5. Oktober 1722 statt. Auf einer mehrwöchigen Reise mit seinen Brüdern nach Frankreich, auf der Karl am 5. September 1725 an der Hochzeit König Ludwigs XV. teilnahm, knüpfte er Kontakte zum französischen Hof. Am 24. Januar 1742 wurde Karl vierundvierzigjährig einstimmig zum Deutschen König gewählt. Zum ersten Mal seit über dreihundert Jahren wurde kein Habsburger zum Kaiser ( Karl VII.) gewählt. Am 12. Februar 1742 erfolgte die prunkvolle Krönung durch seinen Bruder Clemens August. Karl starb am 20. Januar 1745 in der Münchener Residenz an der Gicht. Er hatte an seinem Todestag kraft kaiserlicher Autorität seinen noch nicht 18-Jährigen Sohn Maximilian für volljährig erklärt, wodurch dieser die Thronfolge als Bayerischer Kurfürst ohne einen Vormund und Kuradministrator antreten konnte. Karl VII. wurde in der Theatinerkirche zu München beigesetzt; sein Herz wurde getrennt bestattet und befindet sich in der Gnadenkapelle von Altötting. Quelle: Wikipedia
François Cuvilliés (1695–1768) François Cuvilliés kennt keine andere Heimat als den bayrischen kurfürstlichen Hof. Mit elf Jahren wird er von Max II. Emanuel am Hof aufgenommen und von ihm gefördert. Aber erst unter dem Kurfürsten Karl Albrecht wird um 1728 sein wahres Talent entdeckt. Französisch geschult, fühlt er sich trotzdem nie der klassizistischen Pariser Schule verpflichtet. Er führt, immer zusammen mit dem kongenialen Stuckateur Johann Baptist Zimmermann, schon früh das höfische Rokoko in München ein, phantasiereicher und anmutiger als die ersten zaghaften Versuche dieser Jahre in Paris. Seine Sache sind die Jagd- und Lustschlösser des Adels, wie das Schloss Falkenlust in Brühl oder die Amalienburg im Schlossgarten von Nymphenburg, sein unübertroffenes Hauptwerk.
»Und jetzt kommen Sie, lassen Sie uns hinunter und die paar Schritte durch den Park gehen, ich will Ihnen die Amalienburg zeigen ….« Am Fuß der Treppe wartete der Pförtner, aber Maria Anna ließ sich den Schlüssel geben und hieß ihn dableiben. . . . Fünf schön geschwungene Stufen führten zu der Tür des kleinen Gebäudes, das bescheiden dastand wie eine vergessene Theaterdekoration. »Mich freut's«, sagte Maria Anna, indem sie den Schlüssel umdrehte, »daß ich es bin, die Ihnen Cuvilliés‘ schönstes Werk zeigt - ich will auch ganz stille sein.« Er setzte sich an das Instrument, die Herzogin blieb am Fenster, vor dem weichen grauen Himmel, dessen Licht alles pastellzart werden ließ. »So ist es aber!« sagte er und griff einen sanften Akkord, »ich kann ein wenig bildhauern und ein wenig musizieren, jetzt aber müßte man malen können, es würde ein wunderbares Bild, nur eine Vase mit frühen und ganz hellen Rosen sollte noch neben Ihnen sein. Alles war still. »Spielen Sie doch!« sagte sie. . . . Aber leise zu klingen begann der zarteste Schimmer von Silber und Hellblau, der den flachgewölbten Spiegelsaal füllte, an hundert Facettengläsern abglitt, über blanken Estrich tanzte, mit tausend entzückenden Verzierungen spielte, den großen venezianischen Lüster einschleierte - Lösung des Irdischen. Ein Genie träumt Raum und Farbe. Einmal, nur ein einziges Mal gelingt dies, und nie wieder. Ein Jahrhundert, das bezauberndste, sammelt sein ganzes Wesen in einem Brennpunkt wie das geschliffene Glas alle Strahlen der ungeheuren Sonne in einem winzigen, blendenden Punkt, ganz unfaßbar. »Alles in dieser Welt«, antwortete er, »ist Vorbereitung. Worauf aber? Wenn wir es wüßten, wären wir vielleicht nicht glücklich.« Tonio breitete die Arme, ihm war, als müsse er sich festhalten, da die Schwere hier aufgehoben und alles zu schweben, ja hochzuschweben schien wie Blütenduft in einer Silbernacht, denn auch die Figuren über den Wölbungen, Diana und Amphitrite, silberten wie Wellen auf dem mondbeglänzten Meer. Zu beiden Seiten aber lächelte ein zartes Gelb durch die Türen herein, auch dies völlig silberüberspielt, gleitend auf der blanken Helle des Estrichs. Aus dem kleinen, absichtslosen Präludium trat, nachdenklich fast, in zögerndem Tanzschritt ein Thema hervor, nahm Gestalt an, wurde lebensvoll und entschiedener, wandte sich hierhin und dorthin, um stets wieder zu sich selber zu kommen, ein leises Leuchten spiegelte sich in Variationen, für Augenblicke übermütig, dann in Melancholie versinkend, endlich schwand es dahin wie Traum und Rosenduft. So beschreibt Horst Wolfram Geissler in seinem Roman „Nymphenburg“, die Begegnung Bustellis mit der Amalienburg (S. 111)
Ostseite
Über der Freitreppe im Osten erhebt sich das Portal aufwärts in den geöffneten Dreieckgiebel. Im Halbrund sind in einer von Johann Baptist Zimmermann in Stuck gestalteten Gruppe, die Jagdgöttin Diana, ein Putto mit Flöte und Waldhorn, Jagdhunde und Jagdgeräte, eingebettet. Über dem Dach schwebt eine mit vergoldeten Schmiedeeisengitter umrahmte runde Plattform, wie ein Krone. Wozu mag diese gedient haben, als Jagdstand, als Aussichtsplattform, als Platz für eine Mahlzeit? Die Attika ist mit Vasen besetzt.
Ins Leichte gelöst !
Retirade- Toilette
Ort des Rückzugs
„ Der Schörkel entzückt. Er reizt zu seiner Verfeinerung. Zu Formungen virtuosesten Zuschnitts. Zur bildnerischen Verkomplizierung fast schon akrobatischen Ausmaßes. Doch wenn am Ende ein bestimmter Punkt erreicht ist, besteht keine Progredienzmöglichkeit [Steigerungsmöglichkeit] mehr. Darum mußte das Rokoko sterben. Denn ihm kam die Bedeutung einer unwiderruflichen Endstation zu. Nicht einmal einer Durchgangsstation, die ihm eine Metamorphose, ein Fortleben in veränderter Stilbildung erlaubt hätte.“
„Sicher muß die Rocaille . . . auch und vor allem als Symbol vorherrschenden Lebensgefühls verstanden werden. Die Trägerin jenes Lebensgefühles, die feudale Gesellschaftsschicht, wußte um ihr Ende, zumindest als Genießerin höchstkultivierten Daseins, mit seinen graziösen und galanten, aber auch seinen frivolen und intriganten Komponenten.“ „Und das mehr und mehr - auch wirtschaftlich - erstarkende Bürgertum drängte nach. Es berauschte sich an Reizworten wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, die jenen Aristokraten nur fatal, wenn nicht absurd in den Ohren klingen mußten. Die Adelsleute . . . wünschten für ihre paradiesische Rokokowelt keinerlei Fortentwicklung, also mußte dieselbe über sie hinweggehen.“ Armin Gebhardt - Das Phänomen des Rokoko - S. 115
GELBES ZIMMER
Die östlichen Räume sind auf einer durchgehenden Achse aufgefädelt. Der Durchblick durch die Folge zeigt die wunderbare farbliche Abgestimmtheit. Die Ausgestaltung des Gesamtentwurfs von François Cuvilliés dem Älteren erfolgte von Joachim Dietrich (Schnitzdekorder Wände, Türen ), Johann Baptist Zimmermann (Stuck), Jakob Gerstens (Konsoltische des Rundsaals). Die Dekorationsmalereien stammen von dem in Paris aus- gebildeten Joseph Pasqualin Moretti.
Spiegelsaal
D
Rocaillen
Eine Komposition in delikater Farb- und Formgebung
as Raumkunstwerk beginnt mit der Gewehr- und Hundekammer und endet mit der Küche. Das Rustikale wird der höfischen Eleganz entgegengesetzt. Die zwei äußeren Räume und der Spiegelsaal sind in Hellblau und Silber mit goldenem Glanz, die beiden einwärts folgenden Räumen in Gelb und Silber, gehalten. Schnitz- und Stuckdekor gehen in verschlungenen Formen ineinander über.
JAGDZIMMER
Szene aus einem Gemälde mit der Silhouette von München im Hintergrund. Kinder haben Spaß am Radkarussell, dass von Pferden gezogen wurde.
Das Fasanenzimmer wurde zart nach Art von chinesischen Stofftapeten bemalt. Dagegen steht die martialische Jagd auf Fasanen und sonstiges Federvieh von der „Schießkanzel“ auf dem Dach der Amalienburg aus. Hunde und Treiber hatten dabei die Aufgabe die Beute aufzuschrecken.
FASANENZIMMER
Welche ein Küchenraum! Ein Feuerwerk in Blau und Weiß mit Szenen und Motiven auf holländischen Fliesen. Krieger, Schmetterlinge, Vögel und Vasen mit exotischer Blumenpracht vermischt mit Rokokoelementen. Ein verwirrendes Fest für die Augen!