2020
DAS JAHR
ERRUNGENSCHAFTEN IN DER ACHSENZEIT
(nach Karl Jaspers, die Zeitspanne von ca. 800 bis 200 v. Chr.)
PERSPEKTIVENERWEITERUNG - ZUNEHMENDE REFLEKTIVITÄT - WACHSENDES
KONTINGENZBEWUSSTSEIN
Revolution der Weltbilder
Auswirkungen in den Lebenswelten
1. Kulturebene (Transzendenzbezug - Einheit - Ich zu „Gott“ - Dualität - Ich zur Welt)
Nachdenken über die „Stellung des Menschen im Ganzen des Seienden und ein neues historisches
Bewusstsein von der Kontingenz alles innerweltlichen Geschehens“.
2. Gesellschaftsebene (Wir zur Welt - Wie sollen die sozialen Beziehungen gestaltet werden?)
Nachenken über „einerseits allgemeine, alle Gläubigen gleichermaßen bindende Normen und andererseits
historisch mögliche Alternativen zur jeweils bestehenden politischen Ordnung“
3. Persönlichkeitsebene (Ich zum Du - Ich zur Welt - Ich zu Gott)
Nachdenken über mich selbst, „sodass einerseits Freiheit und persönliche Verantwortung, andererseits das
heilsgeschichtliche Interesse am Gelingen eigenen Lebens zu Bewusstsein kommen“
.
Sind mit der Revolution der Weltbilder in der Achsenzeit „bereits die Weichen für jene okzidentalen
Rationalisierungsprozesse gestellt [worden], die zur kulturellen und gesellschaftlichen Moderne und zum
nachmetaphysischen Selbstverständnis dieser westlichen Moderne geführt haben“?
Einereseits:
„Aus der okzidentalen Doppelgestalt eines hellenisierten Christentums jüdischen Ursprungs und einer
theologisch verwahrten Metaphysik griechischen Ursprungs haben sich die moderne Wissenschaft
und Philosophie, positives Recht und Vernunftmoral, autonome Kunst und Kunstkritik als jeweils eigene und
eigensinnige kulturelle Wertsphären herausgebildet
Andererseits:
„Religiöse Glaubensgemeinschaften und die theologischen Interpretationen des gelebten Glaubens
[bewahren] einen Kern, der von diesen rationalisierungsflihigen säkularen Gehalten der westlichen Kultur
bisher nicht aufgesogen worden ist.“
„In der Moderne haben die Kirchen nicht nur alle weltlichen Funktionen, die über die Verwaltung der
Heilsgüter und ihre geistlichen Aufträge wie Bibelverkündigung und Seelsorge hinausgehen, verloren.
„Auch in der religiösen Erfahrung selbst scheint sich der sakrale Komplex aus Lehre und Kultus im Zuge
der Verinnerlichung des Glaubens spezifiziert zu haben. Der religiöse Erfahrungsbereich des Umgangs mit
dem Sakralen hat . . . den Bereich des Ästhetischen aus sich entlassen - die Kunst ist autonom geworden.“
„Die Theologie [hat] das empirische Wissen der institutionalisierten Wissenschaft und das praktische Wissen
in Gestalt der säkularen Gesellschaftsmoral und des Vernunftrechts der Philosophie überlassen.“
„Die religiöse Ethik hatte im Hinblick auf das Heilsversprechen und auf eine »rettende« Gerechtigkeit immer
schon mehr und anderes im Auge als die in der aristotelischen Tradition fortgeführte Reflexion auf das »gute
Leben« und das in der kantischen Ethik vom Guten abgelöste »abstrakt Gerechte«.“
„Diese sachliche Spezifizierung der Glaubensdimension kommt einer reflektierten und mit der Aufklärung
kompatiblen Form des Glaubens entgegen, ohne dadurch ihr Proprium [das Eigene] verlieren zu müssen.“
Worin besteht dieses exklusiv Eigene der Religion?
„Offensichtlich nicht in dem kognitiven Bezug zum Ganzen der Welt und des Menschen, dem religiöse
Weltbilder ihre lebensorientierende Kraft verdanken. Denn auch in der Gestalt nachmetaphysischen
Denkens erfüllt die Philosophie . . . nach wie vor eine ähnliche Funktion der Selbstverständigung.“
Jürgen Habermas, Auch eine Geschichte der Philosophie. Band 1: Die okzidentale Konstellation von
Glauben und Wissen; S. 188 ff.
Die schönste Frucht
der Selbstgenügsamkeit ist die Freiheit.
EPIKUR
Religion besteht wesentlich aus Praktiken,
die die eigene Zeit in ein Kontinuum
mit der Ewigkeit legen.
NAVID KERMANI in „DIE ZEIT“ Nr. 4/2020 Seite: 48
„Das Ende des Lebens der Menschheit, aller
Tier und Pflanzen steht heute als reale
Möglichkeit vor Augen, weil der Mensch die
Macht gewonnen hat, dieses Ende selber herbei-
zuführen.“
KARL JASPERS - Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung (1962) - S. 293
1962 bereits sehr
eindeutig erkannt!
FREYRAUM
HABERMAS‘ GESCHICHTE
IST, WIE DAS ERKLIMMEN
EINES HOHEN GEBIRGES
OHNE OBEN ABZUHEBEN.
2020
DAS JAHR
JANUAR
Pia von Quedlinburg - Gedenktag 6. Januar
* um 1030
† 6. Januar um 1095 im Kloster Huysburg bei Halberstadt in Sachsen-Anhalt
Bia wurde von ihren Eltern im Alter von fünf Jahren den Benediktinerinnen des
Marienklosters in Quedlinburg zur Erziehung übergeben, wo sie dann als Pia Nonne wurde
und zur Beraterin des Bischofs aufstieg. Nach größerer Vollkommenheit strebend, ließ sie
sich als Inklusin neben der Marienkirche auf der Huysburg einschließen.
Die Zellen der Inklusinnen standen im Garten der heutigen Klosteranlage auf der Huysburg,
ihr Oratorium war die Marienkapelle der heutigen Kirche.
Wer das Morgen
ganz in die Hand Gottes legt
und heute ganz empfängt,
was er zum Leben braucht,
der allein ist wahrhaft gesichert.
DIETRICH BONHOEFFER
Platonismus
Weltdeutung: Kosmozentrisch
Zeitenthobene Ewigkeit des in sich
ruhenden Kosmos und ein
wohlgeordenetes
Ideenreich
Ewiger Nomos der Welt, dem die
Erscheinungen von Natur und
Menschenwelt unterworfen sind
Ethos einer Glückseligkeit, die durch
kontemplative Teilhabe am höchsten Gut
erstrebt wird
Christentum
Weltdeutung: Monotheistisch
Absolute Anfang der aus dem Nichts
geschaffenen Welt
Gebote eines unsichtbaren,
weltenthobenen Gottes, dessen
Verheißungen durch die Dimension der
Weltgeschichte, das heißt des
gegenwärtigen Weltalters,
hindurchgreifen
Eschatologsche Hoffnung auf die
Auferstehung des Fleisches und ein
ewiges Leben unter den Augen Gottes
Wege, die vom Platonismus zum Christentum
führten
„Viele der bedeutendsten Kirchenväter haben die kontemplative
Erfahrung der Ideenschau als Brücke zu einer intellektualistischen
Angleichung der metanoia, der Verwandlung durch den Glauben,
an die platonische noesis genutzt.“
Gregor von Nyssa beschreibt den Charakter des
Bekehrungserlebnisses: »Wie ein Funke, der mitten in mein Herz
gefahren war, entbrannte und entflammte meine Liebe zu dem
heiligen, zu diesem liebenswürdigsten Logos selbst, der mit seiner
unaussprechlichen Schönheit alle aufs unwiderstehlichste an sich
zieht, und zugleich meine Liebe zu diesem Mann, dem Freund
und Herold des Logos.«
„In diesem Satz sind die einschlägigen platonischen Topoi des
Wahren, Schönen und Guten und des erotischen Verlangens nach
der noetischen [Denken und Erkennen geistiger Gegenstände]
Erfassung der höchsten Idee versammelt: der Funke der
Erleuchtung, die unaussprechliche Schönheit und die Liebe
sowohl zum Logos und zum philosophischen Lehrer in persona.
Hier führt der Weg zu Gott nicht erst über das Evangelium, die
geoffenbarte Botschaft, sondern unmittelbar über die gnosis.
AM RANDE DES UNERMESSLCHEN,
INS ZENTRUM DES UNVERFÜGBAREN
DAS LEBEN IST KURZ,
ABER DOCH VON UNENDLICHEM WERT;
DENN ES BIRGT DEN KEIM DER EWIGKEIT IN SICH.
FRANZ VON SALES
TOD
NICHT ICH GEHE ZU GOTT,
GOTT KOMMT ZU MIR.
ICH WERDE GEWAHR,
WIE ER IMMER SCHON BEI MIR WAR.
Der Philosoph kann unmöglich dem Theologen und den Kirchen sagen, wie sie es machen sollen.
Der
Philosoph
kann
nur
hoffen,
mitzuarbeiten
an
den
Voraussetzungen.
Er
möchte
helfen,
den
Boden
zu
bereiten
und
den
Raum
der
geistigen Situation fühlbar zu machen, in dem wachsen muß, was er nicht schaffen kann.:
. . .
Der
Philosoph
gerät
hier
nur
in
Fragen,
auf
die
er
die
Antwort
nicht
finden
kann,
während
er
doch
weiß,
daß
die
Zukunft
die
Antwort
gewiß geben wird.
Solche Fragen sind:
Was
kann
an
Dogmen
fallen,
weil
sie
dem
modernen
Menschen
in
der
Tat
fremd
geworden
und
ohne
Glaubhaftigkeit
sind?
Mag
man
vom
Fallenlassen
der
Dogmen
zunächst
noch
schweigen,
so
muß
doch
der
Denkende
fragen:
welche
Dogmen
sind
es,
die
sogar
von den Bekennenden durchweg nicht mehr geglaubt werden?
Wo ist der feste religiöse Boden, der bleibt?
Gibt
es
ein
Absurdes,
das
als
Glaubensinhalt
auch
heute
tragbar
oder
gar
erfordert
ist?
Man
könnte
meinen,
daß
die
Fähigkeit
gerade
zu
gröbsten
Absurditäten
im
modernen
Menschen
sogar
wunderlich
gesteigert
ist.
Er
verfällt
so
leicht
dem
Aberglauben.
Wo
Aberglaube
ist,
kann
aber
nur
Glaube
Siegen,nicht
Wissenschaft.
Welche
Absurdität
kann
heute
noch
unumgängliches
Signum
eines
echten Glaubensinhalts sein?
Wenn eine Verwandlung aller Dogmen vollzogen wird, wer schafft sie?
Gibt
es
heute
noch
in
den
Volksmassen
ein
Schwergewicht
durch
kirchliche
Gebräuche
als
Ausdruck
unbedingten
Glaubens?
Oder
müssen
die
Volksmassen
in
ihrer
Fähigkeit
zur
Hingabe
bis
zum
Märtyrertum
neu
entzündet
werden
durch
Gehalte
aus
einer
neuen,
wirklich restlosen Wahrhaftigkeit?
. . .
Wieder werden wir uns bewußt, mit all solchen Fragen nicht das zu treffen, worauf es eigentlich ankommt. Es ist das
dem
Philosophen
unzugängliche
Religiöse
selber,
das
vorgegeben
schon
da
sein
muß.
Es
kann
nicht
geplant,
nicht
von
außen
angeschaut
werden.
Die
Bedeutung
des
Kultus,
der
Riten,
der
Feste,
der
dogmatischen
Vergewisserung,
der
Priester
wird
bei
philosophischer
Erörterung
gewichtslos.
Ist
das
ein
entscheidender
Gegeneinwand
gegen
alle
Philosophie?
Ist
die
Idee
philosophischen Glaubens heute wie zu allen bisherigen Zeiten eine blutleere Illusion? Man sagt es uns. Ich glaube es nicht.
. . .
Philosophie
hat
den
Antrieb
zur
ständigen
Erweiterung
ihres
Horizontes.
Sie
geht
mit
ihrem
Blick
von
der
bestimmten
Bekenntnisreligion
zur
umfassenderen
biblischen
Religion,
von
dieser
zur
Wahrheit
in
allen
Religionen.
Damit
geht
ihr
aber
gerade
das
verloren,
was
wirkliche
Religion
auszeichnet.
Während
Philosophie
meint,
durch
Ausweitung
zum
Universalen
in
die
Tiefe
der
Religion
zu
dringen,
verliert
sie
die
Leibhaftigkeit
der
Religionen.
Während
sie
sieht,
daß
diese
Leibhaftigkeit
des
gemeinschaftlich
in
bestimmter
Überlieferung
vollzogenen
Glaubens
die
notwendige
Gestalt
der
Religion
ist,
ist
sie
selber
ihr
fern,
weil
sie
das
nicht
vollziehen, ja nicht eigentlich begreifen kann, was sie sieht.
. . .
Philosophie
setzt
sich
ein
für
die
biblische
Religion:
Philosophie
im
Abendlande
kann
sich
dem
Tatbestand
nicht
verschließen,
daß
noch
keiner
der
großen
Philosophen
ihres
Bereichs
bis
Nietzsche
einschließlich
ohne
gründliche
Kenntnis
der
Bibel
philosophiert
hat. Dieser Tatbestand ist nicht zufällig.
Erstens:
Philosophie
kann
nicht
leisten,
was
Religion
dem
Menschen
gibt.
Daher
läßt
sie
zum
mindesten
den
Raum
für
Religion
frei.
Sie zwingt sich nicht als alleinige und ganze Wahrheit für jedermann auf.
Zweitens:
Philosophie
kann
sich
auf
die
Dauer
schwerlich
in
der
Welt
halten,
wenn
die
menschliche
Gemeinschaft
nicht
religiös
lebt.
Denn
die
philosophischen
Gehalte
leben
im
Volke
durch
religiösen
Glauben.
Die
philosophische
Mitteilung
im
Denken
hat
keine
bezwingende
Macht,
sondern
klärt
nur
im
einzelnen
Menschen,
was
aus
diesem
selbst
entgegenkommt.
Philosophie
würde
in
immer
seltener
werdenden
Einzelnen
sich
zerstreuen
und
schließlich
verschwinden,
wenn
die
Menschengemeinschaft
nicht
lebt
aus
dem,
was
auch
im
philosophischen
Glauben
hell
wird.
Philosophie
kann
die
soziologisch
wirksame
Überlieferung
der
dem
Menschen
unerläßlichen
Gehalte
nicht
verwirklichen,
welche
allein
in
der
religiösen
Überlieferung
von
früher
Kindheit
an
stattfindet
und
mit
dieser auch die Philosophie trägt.
Drittens:
Die Gehalte der Bibel sind für uns durch kein anderes Buch ersetzbar.
Philosophie
überschreitet
die
biblische
Religion:
Der
Verkehr
der
Menschen,
der
alles,
was
auf
der
Erde
hervorgebracht
wurde,
in
Berührung
gebracht
hat
und
zu
immer
ernsthafterer
gegenseitiger
Mitteilung
drängt,
hat
neben
der
Bibel
zwei
andere
große
Kreise
der
Religion
für
uns
sichtbar
werden
lassen:
Indien
mit
den
Upanischaden
und
dem
Buddhismus,
China
mit
Konfucius,
Laotse.
Dem
nachdenklichen
Menschen,
der
seine
Seele
öffnet,
kann
die
Tiefe
der
von
dort
sprechenden
Wahrheit
nicht
verschlossen
bleiben,
wo
immer sie spricht. Die Seele will sich ins Grenzenlose erweitern.
Hier
nun
liegt
ein
Irrweg
nahe.
Aufklärung
versuchte,
die
wahre
Religion
dadurch
zu
finden,
daß
aus
allen
Religionen
das
Beste
gesammelt
wurde.
Das
Ergebnis
ist
aber
nicht
die
eigentliche
Wahrheit,
gereinigt
von
historisch
Zufälligem,
sondern
eine
Sammlung
durch
Aufklärung
verwässerter
Abstraktionen.
Die
Quelle
dieses
universalen
Glaubens
wurde
in
der
Tat
nur
ein
kritisch
messender
Verstand. Der Gehalt ging verloren. Das Ergreifende verschwand. Triviale Allgemeinheften blieben übrig.
Da
aller
Glaube
geschichtlich
ist,
liegt
seine
Wahrheit
nicht
in
einer
Summe
von
Glaubenssätzen,
sondern
in
einem
Ursprung,
der
sich
in
mannigfachen
Gestalten
geschichtlich
zur
Erscheinung
bringt.
Die
vielen
Religionen
führen
zwar
zur
einen
Wahrheit,
aber
diese
ist
nicht
geradezu
erreichbar,
sondern
immer
nur
auf
den
Wegen,
die
wirklich
gegangen
werden
und
nicht
alle
zugleich
und
gleicherweise gegangen werden können.
Daher kann rationale Kritik dieses Wahre nicht ergreifen. Vielmehr muß der Mensch im Zusammenhang seines eigenen
Schicksals
mit
dem
Angesprochenwerden
aus
der
Überlieferung
die
Wahrheit
sich
offenbar
werden
lassen,
d.
h.
sie
aneignen.
Das
kann beim Hören aus der Tiefe des Vergangenen nur geschehen im Sichgeschenktwerden durch inneres Handeln.
. . .
Die
Kirchen
sehen
die
Notwendigkeit
der
Massenführung,
die
Notwendigkeit
der
gültigen
Bilder
der,
Wirklichkeit,
der
Handgreiflichkeit
in
der
Welt,
die
Notwendigkeit
der
geordneten
Überlieferung.
Ihr
Anspruch
auf
umfassende
Wahrheit
verlangt
Kontrolle
des
Tuns
der
Einzelnen
und
Lenkung
ihrer
öffentlichen
Wirksamkeit.
Als
allumfassende
Autorität
des
Wahren
vermögen
sie
ihrer
Idee
nach
alles
Wahre
aufzunehmen,
allen
Gegensätzen
in
sich
Raum
zu
geben,
überall
die
Synthese
zu
finden.
Was
kein
Einzelner, da er endlich, besonders und einseitig ist, vermag, vermag die Kirche in ihrer Totalität.
Dagegen
aber
stellt
sich
immer
wieder
der
Einzelne.
Er
muß
in
solchem
Totalitätsanspruch,
da
er
doch
stets
von
Menschen
erhoben
wird,
und
keineswegs
die
wahre
Totalität
verwirklicht,
im
Grunde
eine
Täuschung
sehen.
Trotz
Anerkennung
einer
wahren
Absicht
in
diesem
Anspruch
kann
die
faktische
Autorität
des
Ganzen
für
ihn
nicht
die
ganze
Wahrheit
sein.
Er
seinerseits
aber
als
Einzelner
kann
diese
Wahrheit
wiederum
auch
nicht
verwirklichen.
Wenn
er
sich
in
seinem
geistigen
Tun
auf
sich
selber
stellt,
so
will
er
daher
jene
Totalität
als
Wirklichkeit
des
Anspruchs
in
der
Welt,
als
unersetzliche
Gestaltung
von
Überlieferung
und
Erziehung,
als
Ordnungsform
nicht
beseitigen.
Doch
er
will
ihr
verwehren,
daß
sie
erstarre
und
ausschließlich
werde.
Daher
sucht
er
auf
eigene
Gefahr
das
Umfassendere
im
Durchbruch
durch
die
Totalität
einer
in
der
Welt
wirklich
gewordenen
Autorität.
Er
sucht
das
Umgreifende in dem Entwurf eines philosophischen Glaubens.
. . .
Die
Philosophie,
immer
in
Gestalt
der
Bemühung
eines
Einzelnen,
sucht
die
Universalität
zu
verwirklichen,
die
Offenheit
des
Menschen zu bewahren, das Einfache herauszuheben, es zu konzentrieren und in seiner Unergründlichkeit zu erhellen.
Ob
solches
Bemühen
zünden
kann,
ob
die
philosophische
Vorarbeit
-
die
nur
für
Einzelne
schon
die
Lebenserfüllung
ist
-
durch
Religionen
genutzt
wird,
unterliegt
keinem
Plan.
In
allem
Philosophieren
aber
liegt
eine
Tendenz
zur
Hilfe
für
die
religiösen
Institutionen,
welche
in
ihrer
Weltwirklichkeit
von
der
Philosophie
bejaht
werden,
ohne
daß
die
Philosophen
geradezu
an
ihr
teilnehmen können.
KARL JASPERS
zum Verhältnis Religion und philosophischer Glaube
in „Philosophischer Glaube“ (1947) S. 83 ff.
CORONA
KRANZ
Schlagzeilen der ZEIT 19/2020
Nie war es so wichtig,
gemeinsam allein zu sein
Die Welt steht still
Die Zeit läuft ab
Apocalypse, not now
Die Menschheitsaufgabe
Wer schützt in der Not
Chance oder Schande
Dein Staat und Retter
Wartung auf Heilung
Halten wir das durch?
Virus der Einsamkeit
Auf der Suche nach dem Heiland
Digitale Hausaufgabe
IGNAZ GÜNTHER
Die leidenschaftliche Seinserfahrung drängt zum
Aufschwung in die Freiheit, wo ich offen werde für die
Transzendenz. Dort wird die transzendente Wahrheit
fühlbar, die verborgen ist in den Chiffren von Gottes Willen,
von der Grundlosigkeit seines Willens, von der
Fragwürdigkeit des Bestandes alles Geschaffenenen
einschließlich des uns zugänglichen Wahrheitssinns.
Dort werde ich frei für das ganz Einfache. Das Bewußtsein
der eigenen Geschichtlichkeit im grundlosen Grund des
Ursprungs macht mich bereit, hinzunehmen das Sosein und
es zu übernehmen in der Wahl meiner Selbst.
Karl Jaspers, Der philosphische Glaube angesichts der Offenbarung, S. 250
SEP RUF
1908 - 1982
St. Johann von Capistran in Bogenhausen
Neues Justizgebäude in München
TAM
ZEITKOMMENTAR 20.MÄRZ 2020
WAS IST VON UNSEREM GRIECHISCH-RÖMISCHEN-
JÜDLICH-CHRISTLICHEM ERBE NOCH ÜBRIG,
WAS IST DAVON UNERLÄSSLICH ZUR RETTUNG
UNSERES MENSCHLICHEN DASEINS AUF DIESER ERDE ?
Können wir einen „paradisischen Zustand“ durch eigenen
Anstrengungen erreichen oder sind wir auf die Gnade
einer transzendentalen Macht angewiesen?
„Kann die Moderne ihre eigenen Prinzipien der Erkenntnis,
ihre rechtlichen und moralischen Grundlagen, ihre Ideen
von Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung, ihr
historisches Selbstverständnis als einer ‚neuen‘ Epoche der
selbstkritischen Befreiung von Vorurteil und Repression
vernünftig, also ganz aus eigenen, das heißt profanen und
nachmetaphysischen Beständen rechtfertigen, oder bleibt
sie den religiösen Quellen, die sie verleugnet, in Wahrheit
verhaftet?“
So fragt Habermas in Bezug auf H. Blumenberg
(„Legitimität der Neuzeit)“ in seinem Werk: Auch eine
Geschichte der Philosophie, Band 1, S.65
Habermas
fragt
nach
den
Konsequenzen,
die
die
zunehmende
„Abkoppelung vom religiösen Komplex“ seit dem 17. Jahrh. hat.
„Zum
einen
verliert
die
praktische
Philosophie
die
Rückendeckung
durch
die
normative
Autorität
einer
rettenden
Gerechtigkeit;
zum
anderen
stellt
sich
mit
der
Loslösung
.
.
.
des
philosophischen
Welt-
und
Selbstverständnisses
.
.
.
von
der
sozialintegrativen
Quelle
der
liturgischen
Gemeindepraxis
die
Frage,
was
die
Umstellung
der
religiösen
auf
eine
vernunftrechtliche
Legitimation
der
Herrschaft
für
die
moderne
Form
der
gesellschaftlichen
Integration
der
Gesellschaft
bedeutet.“
Säkularisierung, als Denken im Rahmen der „natürlichen Vernunft“
Säkularisierung des Welt- und Selbstverständnisses
Säkularisierung der Staatsgewalt und Gesellschaft
Säkularisierung der Denkungsart (Haben religiöse Überlieferungen für das Denken überhaupt noch Relevanz?)
Theologie in einer anthropologisch-nachmetaphysichen Gestalt
Das nachmetaphysische Denken wie Habermas es versteht, „navigiert zwischen
Religion und Naturwissenschaften, Sozial- und Geisteswissenschaften, Kultur und Kunst.“
In der Refexion auf diese Gestalten des objektiven Geistes „gilt es Irrtümer und Illusionen
aus dem eingewöhnten Selbstverständnis zu tilgen und dabei auch die eigenen Grenzen
zu erkunden.“
Konkurrenz beim Ziel, etwas über die Welt und unsere Lebenswelt zu wissen
(Säkulares versus Metaphysisches Denken)
Zeichnung: TAM
Daß Gott schuf, dies vorbedeutungsschwere erste Wort der
Schrift verliert seine Kraft nicht, bis alles erfüllt ist. Nicht
vorher ruft Gott dies erste Wort, das von ihm ausging, wieder
in seinen Schoß zurück.
Er ist wahrhaftig der Erste und der Letzte. Ehe denn Berge
geboren wurden und die Erde wand in Wehen - von Ewigkeit
in Ewigkeit warst du Gott. Und warst von Ewigkeit, was du in
Ewigkeit sein wirst: Wahrheit
Franz Rosenzweig - Stern der Erlösung - S. 463/464
Unglücksboten
Robert Harbeck im ZEIT-Interview vom 26.3.2020
„Die
Corona-Krise
trifft
die
Welt
in
einer
ohnehin
verwundbaren
Zeit.
Wachsender
Nationalismus,
Autoritarismus,
Rechtsextremismus,
Erd-
erhitzung,
Flucht
–
alles
laufende
Krisen.
Und
jetzt
das
Virus.
Es
fordert
Politik,
Wirtschaft,
uns
als
Gesellschaft
wie
seit
Jahrzehnten
nicht.
Es
ist
noch
nicht
ausgemacht,
wie
es
ausgeht.
Folgt
ein
weiterer
Rückzug
in
nationale
Kleinstaaterei
und
Egoismen?
Oder
schaffen
wir
es,
zu
lernen,
worauf
es
wirklich
ankommt:
auf
die
Solidarität
zwischen
Menschen,
Generationen, Staaten?“
Langwieder Heide: Mit uns waren auch zwei Lerchen in der Luft
SAPIENTIA
(Weisheit)
TIMOR DOMINI
(Gottesfurcht)
SCIENTIA
(Erkenntnis)
PIETAS
(Frömmigkeit)
CONCILIUM
(Rat)
INTELLECTUS
(Einsicht/Verstand)
FORTITUDE
(Tapferkeit/Stärke)
DIE 7 GABEN DES GEISTES
KATH. SPITAL- UND
STADTPFARRKIRCHE HL. GEIST
NEUBURG/Donau
Fresken von Matthias Zink (1724)
Frühling in der Aubinger Lohe (Gründonnerstag)
In Denning - Drei junge Eichhörnchen (Rudi, Mäcki, Zecki)
entschwanden aus dem Kobel im Kniestock des Hauses -
aufregende Erlebnisse für alle!
„Die Zukunft gehört denen, die der
nachfolgenden Generation Grund zur
Hoffnung geben.“
Pierre Teilhard de Chardin
Altarbild von Albert Burkart (1932)
Der
Maler
Albert
Burkart
(1898-1982),
Zeitgenosse
und
Weggefährte
des
Theologen
Romano
Guardini,
sagte
1948:
"Die
moderne
Geistesentwicklung
hat
ein
Stadium
erreicht,
das
der
babylonischen
Sprachverwirrung
gleichkommt.
Keiner
versteht
mehr
den
anderen,
ja
will
ihn
gar
nicht
mehr
verstehen,
und
es
scheint
hoffnungslos,
dass
die
Menschen
sich
nochmals auf einer großen geistigen Ebene treffen könnten."
(Quelle: Pfarrbrief Heilig Blut - Sept.09-Nov. 09)
ST. RAPHAEL
Albert Burkart, Maler und Professor * 1898 Riedlingen † 1982 München
Sein
künstlerisches
Schaffen
wurde
auch
geprägt
auf
Reisen
nach
Sizilien,
Schlesien
und
Südfrankreich.
1949
wurde
Albert
Burkart
als
Professor
an
die
Staatliche
Hochschule
für
Bildende
Künste
in
Frankfurt
berufen
und
1956
zu
deren
Direktor
ernannt.
Er
lehrte
dort
bis
1963.
Seinen
Lebensabend
verbrachte
Burkart
in
München.
Das
künstlerische
Werk
ging
vom
Stil
der
Neuen
Sachlichkeit
um
1925
aus,
von
der
italienisch
beeinflussten
so
genannten
„Münchner
Schule"
dieses
Stils.
Im
Lauf
der
Zeit
hat
er
in
über
50
Kirchen
Altarbilder
und
Kreuzwege
gestaltet,
Chorräume
und
Kapellen
ausgemalt
und
farbige
Glaswände
entworfen.
1955
wurde
er
von
der
Bischofskonferenz
beauftragt,
die
Zeichnungen
für
den
Deutschen
Einheitskatechismus
anzufertigen.
In
seiner
Vaterstadt
war
seine
Kunst
bei
zwei
grundlegenden
Renovationen
der
Pfarrkirche
St.
Georg
(1934/35
und
1958-1962)
gefragt,
ebenso
bei
der
Renovierung
der
Weilerkapelle
1955-1957
und
dem
Neubau
der
Kapelle
St.
Gerhard
1963.
Am
7.
März
1982
starb
Albert
Burkart
in
München.
Kurz
vor
seinem
Tod
verlieh
ihm
die
Stadt
Riedlingen
das
Ehrenbürgerrecht.
Anlässlich
des
100.
Geburtstages
wurde
die
Albert-Burkart-Stiftung
ins
Leben
gerufen
und
ein
dotierter
Kunstwettbewerb
für
Schüler der Riedlinger Schulen initiiert.
EINE VON DIESEN WIRD DIE DEINE SEIN
Solowjow (auch Solowjew, Solov'ev)
1853 -1900
Russischer Religionsphilosoph und Dichter
WEISEN DER EINHEIT
„Die wahre und positive All-Einheit nenne ich eine
solche, in der das Eine nicht auf Kosten aller existiert,
sondern zum Nutzen aller. Die falsche, negative Einheit
unterdrückt oder absorbiert die in sie eingehende
Elemente und erweist sich so selbst als LEERE; die wahre
Einheit erhält und stärkt ihre Elemente, indem sie sich
in ihnen als die FÜLLE des Seins verwirklicht.“
Alle Fülle in Raum und Zeit zu erlangen - Maßlos!
Doch ein Maß von Fülle zu erlangen versuchen - Erfüllung im Maß
Maßlose Erfüllung als Gabe im Raumzeitlosen nach den raumzeitlichen Vorgaben erwarten
Maßvoll!
Ein Gedicht von Pia und Emma vom 24. April 2020
Ein schöner Urlaubstag,
wie gern ich den mag.
Meereswasser an den Füßen,
schöne Gefühle aus mir sprießen.
Nackig durch das Meer zu laufen,
im Hintergrund das Meeresrauschen,
trifft man auf ein Rosenbach,
geht uns auf das Herz und lacht.
C.F.v. Weizsäcker: Erkenntnisse 1986
CORONA EINSCHLAG
S ORGFALT
S CHONUNG
S CHUTZ
Paulskirche in München
vom Alten Peter aus gesehen
Frühes Bild TAM
HERMANN VOGEL
(1895 - 1974 )
CAROLINE VOGEL
(1895 - 1978 )
Dr. Hermann Vogel
Professors für Tierzucht und Milchwirtschaft
Hans-Jochen Vogel anläßlich seines 85. Geburtstages ( 3. 2. 2011)
in einem Interview von Robert Arsenschek im Münchner Merkur
zu seiner Münchner Familie
" . . . die Vogels sind ja eine alte Münchner Familie, oder?
Das kann man
wirklich sagen. Von meinen acht Urgroßeltern liegen sechs auf Münchner
Friedhöfen begraben. Mein Großvater väterlicherseits wurde zwar in
Rothenburg geboren, war aber später Veterinärmediziner und Mitbegründer
der veterinärmedizinischen Fakultät in München. Mein Vater war
geborener Münchner und später Professor für Tierzucht und
Milchwirtschaft. Der Großvater mütterlicherseits ist in Prag geboren,
weil sein Vater dort Professor war. Aber er kam mit elf oder zwölf Jahren
nach München.
Wie wichtig war der Münchner Stammbaum im politischen Leben?
Er hat beim Wahlkampf
1959/60 in München eine gewisse Rolle gespielt. Die CSU hat damals
flüstern lassen, ich sei ein 'Preiß' , geboren in Göttingen. Darauf
habe ich mit meiner Ahnenprobe geantwortet und gesagt: 'Wenn a Pferd im
Kuhstall auf'd Welt kommt, is trotzdem a Pferd.' "
Hans-Jochen Vogel zu seinen Eltern
in einem Interview von Reuß in br-alpha
"Wenn
Sie erlauben, würde ich nun unseren Zuschauern gerne den Menschen
Hans-Jochen Vogel näher bringen.
Sie sind am 3. Februar 1926 in Göttingen
geboren, Ihr Vater war gebürtiger Münchner. Welches Verhältnis
hatten Sie zu Ihren Eltern? Wie sind Sie erzogen worden?
Es
war ein ausgesprochen bürgerliches Elternhaus: natürlich von der Art,
wie man eben in einer Familie in den zwanziger und dreißiger Jahren
dieses Jahrhunderts lebte. In der Familie herrschte ein gutes Klima, und
meine Mutter hat unseren Weg in diesen ersten Jahren ganz besonders
begleitet und geprägt. Ich sage "unseren Weg", weil ich dabei
auch an meinen Bruder denke. Mein Vater befand sich in einer nicht ganz
einfachen Lebenssituation, denn er hatte vor 1933 Sympathien für die
NSDAP besessen und war auch schon im Jahr 1932 in die Partei eingetreten.
Er hat dann aber schon ab 1934/35 die Nazis immer schärfer kritisiert. In
seinen Äußerungen ab diesem Zeitpunkt kam dabei immer fast so etwas wie
Haß zum Ausdruck, so daß ich ihn als Bub manchmal gefragt habe: "Vater,
du wirst doch als Beamter von diesem Staat bezahlt. Wie kannst du denn da
in einer solchen Art und Weise Kritik äußern?" Insgesamt aber
erinnere ich mich gerne an diese Jugendjahre. Ich habe in Göttingen zunächst
die Volksschule besucht und dann in Gießen das Gymnasium. In meiner
Kindheit war ich auch Meßdiener. Nein, die Erinnerung an diese Zeit und
an beide Eltern ist wirklich warm und herzlich.
Sie haben 1943 während der Kriegszeit das Abitur gemacht und wurden dann
auch noch eingezogen. In Italien sind Sie verwundet worden und kamen dann in
amerikanische Kriegsgefangenschaft. Hat Sie diese Kriegsgefangenschaft in
irgendeiner Weise geprägt?
Das glaube ich nicht, denn dafür war sie zu kurz. Ich hatte großes Glück:
Ich bin nur etwa ein Vierteljahr in Gefangenschaft gewesen und kam dann
schon Mitte Juli mit den ersten Zügen, die wieder fuhren, über den
Brenner nach Heufeld bei Bad Aibling. Dort gab es dann noch einmal acht
Tage, die von den äußeren Bedingungen her außerordentlich unangenehm
waren. Aber ich wurde dann schließlich doch zusammen mit einer größeren
Gruppe entlassen. Ich konnte ein bißchen Englisch und habe daher während
der Zeit aus der amerikanischen Armeezeitschrift "Stars and
Stripes" Meldungen übersetzt, die dann an einem Schwarzen Brett
angeheftet wurden. Außerdem muß ich korrekterweise sagen, daß die
Lebensbedingungen in diesen Lagern erträglich bis gut waren. Wir hatten
weder Hunger noch sonstwie unangenehme Bedingungen zu erleiden: Insofern
war das für mich keine prägende Periode. Aber die Kriegsteilnahme als
solche hat für mein späteres Leben doch immer wieder im Sinne des "Nie-Wieder"
eine Orientierung bedeutet."
Zum 90. Geburtstag gab Hans-Jochen Vogel der Zeit
(DIE ZEIT Nr. 5/2016) ein Interview, das mit seinem politischen
Vermächtnis endete:
HANS-JOCHEN VOGEL
*
3. Februar
1926
in
Göttingen
;
in
†
26. Juli
2020
in
München
in
FREYsche. THEO.LOGIK
Der Gottesgedanke zwischen den beiden Grenzen eines All-
Einheits-Gedankens (Alle Dinge in Gott) und „A-Theismus"
(Eine alles gründende und tragenden Instanz jenseits von
Personalität und Bewusstsein).
Aber was bedeutet dann noch „Theismus"? Wie kann Gott
persönlich gedacht werden und zugleich als das was alles ist.
Eine Krise ist Anstoß zur Suche nach einem konsistenterem
Gottesbild und Gottesbegriff.
„Die Herausforderung des Atheismus steht dabei heute nicht
mehr als intellektuell-theologische, sondern weit dramatischer
als atmosphärisch-pragmatische im Raum. Sich gottlos zu
wissen, ja selbst mit dem Wort „Gott" nichts mehr anfangen zu
können, ist in einer breiten Öffentlichkeit selbstverständlich
geworden.“
Klaus Müller
WELCHES TOR IST DAS RICHTIGE ?
1861 - 1947
ALFRED NORTH WHITEHEAD
BEZIEHUNGEN (RELATIONEN)
BEWEGUNGEN (PROZESS)
ELEMENTE
GESTALTEN (OBJEKTE)
Was in Relationen steht, ist und ist erkennbar - beides zugleich.
Was keine Relationen hat, kann nicht erkannt werden,
denn es ist (prinzipiell) nicht erkennbar;
was keinen „Zusammenhang" hat, ist nicht oder ist irrelevant.
Nur was „kommuniziert" werden kann ist und das,
was nicht kommuniziert werden kann,
ist unerkennbar und daher unerkannt.
Rational ist nur das Relationale.
Verhältnisses von Relationalität und Prozessualität
Universale Relationalität meint das Universum
als Bewegung der Selbst-Hervorbringung,
der Erzeugung des Ganzen durch sich selbst (generation).
Das Universum als relationales Ganzes (im Singular)
ist und ist nur als „der Prozess".
Die bewegte Ganzheit ist die „Essenz" des Universums;
„Substanz" ist als relationales Gefüge in der Bewegung
des Vorübergangs und der Selbsterneuerung.
„Absolutes" ist paradoxerweise höchst relational und höchst bewegt,
weder „absolut" (jenseits von Beziehungen) noch „vollkommen"
(jenseits von Bewegung abgeschlossen).
Der Prozess ist „wirklich nur im Hinblick auf seine Verwirklichungen"
Der universale Singular des Prozesses ist nur im Plural der Ereignisse konkret.
Relationen unterliegen der Endlichkeit und Vergänglichkeit.
Entstehen und Vergehen geschieht in relationalen Prozessen.
Die Welt ist ein selbsthervorbringender Organismus im Prozess,
eine „Gemeinschaft von aktualen Dingen",
die sich in der „Unvollendetheit im Prozess der Hervorbringung" befindet.
Was bestimmt den „Prozess der Prozesse"
Jedes potentiell oder aktual Existierende, d.h. Objekte und Ereignisse,
müssen Moment im Werden von Ereignissen werden können.
Nichts kann für sich sein, wenn es nicht aus anderem wurde und für anderes wirksam werden kann.
Neue Ereignisse werden aus Objekten, die selbst gewordene Ereignisse waren.
„Ewige Objekte" (Ideen, Formen „pure Möglichkeiten") sind nur „real",
indem sie an diesem Prozess als Möglichkeiten (einer Pluralität von Möglichkeiten
zur Verwirklichung) teilhaben.
Das Werden eines Ereignisses (seine Selbst-Konstitution und Selbst-Produktion) bestimmt sein Sein (sein Geworden-Sein).
Erst das gewordene Ereignis ist, wiewohl es vergangen ist.
In diesem Vergehen wird es entäußert, um objektiv (in seiner Entschiedenheit) zu wirken.
Es gibt keine pure „Gegebenheit" von Objektivem, sondern nur das in seinem Gegebensein Gewordene.
Es gibt keine Gründe, die Fundamente sein könnten, weil alles Begründende selbst wieder Begründetes ist.
„Wesen" (Substanz) wird, und Gegebenheiten (Ursprünge) sind geworden.
Das Konkret-Einmaligen kann durch keine systematische Analyse von Abstraktionen (auch nur annähernd) erkannt werden kann.
Rationalität selbst ist geschichtlich bestimmt: Es gibt keine systematischen Gründe,
die nicht in ihrer „Gegebenheit" wieder aus konkreten Situationen von konkreten Ereigniszusammenhängen
geworden sind. Es gibt rationale Gründe, aber keine kontext- und ereignislosen Ursprünge.
Wirklichkeit kann in ihrer Bewegung nie vollständig analysiert werden.
Der fließende Zusammenhang von Prozess und Relation verwirklicht sich nie abstrakt,
sondern nur konkret, d.h. als prozessuale Relation des Umschwungs von Objekt in
Subjekt und umgekehrt („Prehension").
Prehension bezeichnet die Konkretheit der Relation von außen (Objekten) nach innen (dem Werden von Ereignissen),
die Selbst-Produktion in der Wahrnehmung des anderen, die Anwesenheit der Vergangenheit in der werdenden Gegenwart,
die Präsenz des Entschiedenen in neuen Entscheidungen.
Zusammenfassung
der Ausführungen
aus der Werk von
Roland Faber:
„Gott als Poet der Welt“
§13 S. 60 ff.
„The Kiss“
vom spanischen
Streetart-Künstler Liqen
LIQEN
in der Corneliusstraße
Das Zeichnen beginnt im Nichts!
Zeichnen heißt, sich der Leere hinzugeben!
Das Begonnene erfüllt sich im Zeitlosen!
WELCH
EIN DATUM
10.10.2020
Danke doch lieber für das, was du bekommen hast;
auf das andere warte und freue dich,
dass du noch nicht alles hast.
SENECA