Im Schauen dieses Raumes, imErspürendesZusammenklangsseinerElemente,kannmeinund ihrHerzerahnen,wiesichdasGeheimnisdesUnsagbarenzuuns öffnet.Ichladesieein,diesenOrtalseineRaumsymphoniein12 Sätzen mit Prolog und Epilog mitzuerleben. IchhabediesenRauminmeinerKindheitundJugendbeglückendin alltäglicherundinFesttagsstimmungerfahren,abererstim Nachhinein,ausderDistanz,verdichtensichdiesefrühenEindrücke zu einer bewegenden Erfahrung der Licht- und Klangstimmungen. SiesindverbundenmitdemErleben,derdiesenOrtumgebenden Landschaft,derJahres-undTageszeiten,derwiederkehrendenRituale und der Kirchenfeste.IndiesenErfahrungenspiegeltsichdersooftmissbrauchteBegriff "Heimat"wider.VieleshatsichinSeeggeändert,dieserRaumjedoch ist der Zeit ein stückweit enthoben.Schenken sie sich Zeit fürdiesenRaum,dennSchauenbrauchtDaue.Erstdannkönnensich dieBilderinsHerzsenkenundentfalten.GönnenSiesichden Wohlstand, Zeit in der Zeit zu haben.AmnördlichenEingangstorzumFriedhofbegegnenihnenzwei lebensgroßeSandsteinfiguren,rechtsFranzXaver,derdenBlickzum HimmelwendetundlinksJohannesNepomuk.AmKanzelanbauder KirchebegrüßtsieausderHöhederKirchen-undDiözesanheilige Ulrich,demdieKirchegeweihtistunddervonOttoKobelgestaltet wurde.
PROLOG
Der Weg zur Kirche verheißt gerade in dunklen Zeiten ein Aufatmen und Aufschauen
Der Putto, der dem Gelesenen nachdenkt, am Fuß der Eingangs.(Original Heimatmuseum Seeg)
Figuren von JOHANN SCHWEIGER (1762) aus Hinterberg
BevorsieindieKircheeintreten,gönnenSiesicheineUmrundungim Uhrzeigersinnumsichzusammeln.DieKostbarkeitgeradedieser StundeunddiesesOrteskannihnendamitbewussterwerden. ErspürensiediesenhervorgehobenenOrt,andemdasGotteshaus, aufsteigendausdenTerrassenderGräber,alseinHoffnungszeichen für uns Menschen, in den Himmel ragt. DieHüllederKircheisteinfach,nüchtern,festgefügt,sowiesichuns dieseWeltsooftdarstellt.SieistvomAbendlichtzumMorgenlichtausgerichtet. AufderWestseiteweitetsichderBlicküberdieGräberterrassenauf dieVoralpenlandschaftmitdenSeegersee.EineGelegenheitdarüber nachzudenken,mitwelchenLeidenundUngerechtigkeitenderWeg derGeschichtebiszudieserStundegepflastertwurde. Abertrotzund vielleichtgeradewegendieserleidvollenGeschichtebrachtendie MenschenvonSeegeinsolchherausragendesKunstwerkhervor. Seinen Rang und seine Schönheit zeigen die Seeger auch dadurch dass sie in unseren Tagen diese Kostbarkeit umfassend renovierten. Sie haben damit ihrem Alltag den Glanz eines Feiertages dazugegeben.Es ist ein Ort um Innezuhalten und Fragen zu stellen. Welche Wege werden wir Menschen auf dieser immer kleiner werdenden Erde noch gehen? Welche Zeiten sind uns in dieser sich so schnell verändernden Welt noch geschenkt?Es ist aber auch ein Ort um den Fragen nach unserem Sein, seiner Zeit- und Raumbezogenheit, nachzuspüren und uns zu dem zu öffnen, der Raum und Zeit übersteigt. Ich lade sie ein, lassen sie sich auf dem Weg in Sorgfalt ein, aber lassen sie die Sorgenfalten an der Eingangstüre zurück.
1RAUM DER EINHEIT UND DES LICHTSTretenSiedurchdenNordeingang,derFrauenseite,indieKircheein.Hinter demkleinenVorraum,Vorzeichengenannt,könnteIhnendiesymbolische GestedesEintauchensihrerFingerindenWeihwasserkesselhelfen,sichzu sammeln und für das Kommende zu öffnen.GehensiebiszumMittelgangvor,undnehmensieindererstenBankunter derWestemporePlatz.HierkönnenSiedenRauminseinereinheitlichen Gestalt wahrnehmen.SieerlebeneinenlichtenRaumvollHarmonie,derdasEwigeimWerden, dieGeschichtedesHeilsentfaltet.DieserRaumdes18.Jahrhundertsist wedereinfachgestaltetnochisterüberfüllt,eristimGleichgewichtund Ebenmaß.DieseHarmoniewirddurchdiesymmetrischeAnordnungender Elemente,denZusammenklangderArchitekturmitdenFreskenund Bildern,denabschließendenunddochverbindendenStukkaturen,denFormen und Farben erreicht. BetrachtenSiezunächstdenChorraummitdemHauptaltarinsgesamt.Hier wirddieseHarmoniebesondersanschaulich.GebensiesichdieserGestaltin Stille hin und versuchen sie selbst zur Ruhe zu kommen.
"DieMußeistnichtdieHaltungdessen,dereingreift,sonderndessen,dersich öffnet;nichtdessenderzupackt,sonderndessen,derlosläßt,dersichlosläßtund überläßt....DieErquickung,dieunszuströmtimhingebendenAnschauen...-gleichtsienichtderErquickung,dieunszuteilwirdintiefem,traumlosenSchlaf?. ..InsolcherGeöffnetheitderSeelemagauchdemMenscheneinmalgeschenkt werden,zugewahren,'wasdieWelt/ImInnerstenzusammenhält'-vielleichtnur fürdieDauereinesBlitzes,sodaßnachherdieEinsichtendiesesAugenblicksin angespannter 'Arbeit' wiederentdeckt werden müssen."Josef Pieper in "Muße und Kult"
Im Anfang liegt, was auch mich bedingt,liegtbereits,wasmichfragenlässt,warumistüberhauptEtwas, warumistnichtvielmehrNichts.Wieistgeworden,wasmichdiesen Ort zu dieser Stunde so staunend wahrnehmen läßt?Imgoldenen,gleichschenkligenDreieck,demabstraktenSymbolfür dieGottheitinderDreieinigkeitvorderZeit,istdasAugedes Schöpfers,desGottesalsVater,eingewoben.Er,derallesWerdenzur Entfaltungbringt,stehtimZentrum,Er,derdasgrenzenlose Geheimnis auch zu mir hin öffnet, Er spricht, es werde Licht. DenDreiecksseitensindiminnerenKreisdreiEngelköpfezugeordnet. VierEngelinganzerGestalt,alsSymbolfürdievier HimmelsrichtungenderWelt,kannmanetwasweiteraußensehen. EinEngelaberstehtanderSpitzedesStrahlenkranzesundweistüber die Welt hinaus.
Altar des Vaters(Auge des Schöpfers)Hl. Ulrich als FürbitterMaria mit dem Jesuskind als MittlerinJesus am Kreuz (Tabernakel)Herz JesuHl. Anna - Hl . Afra
Altar des Sohnes(Lamm des Erlösers)Taufe Jesu am Jordandurch JohannesTrinitätHl. Maria mit JesuskindHerz JesuHl . Josef - Hl. Joachim
DasvonderGottheitunddemSchöpferleuchtendeLichtwirdim StrahlenkranzderSeitenaltäreaufgenommen.AufderlinkenSeiteist diesesLichtinJesusChristus,symbolisiertdurchdasLamm,zurWelt gekommen.AmrechtenSeitenaltarschwebtdiedrittePersonder Trinität, die Taube, als Symbol des Heiligen Geistes in der Glorie.SoisteinesderHauptmotivederKirche,dieDreieinigkeit/ DreifaltigkeitGottes,bereitsinden Auszügender AltäreaufSchönste entfaltet.
Altar des Geistes(Taube des Vollenders)Krönung Mariasinmitten vieler HeiligerTrinität Hl. Josef mit JesuskindHerz JesuPetrus - Paulus
2Mit dem Licht war auch der Schatten,dieZeitteilt,dieEinswirdweitergezählt,esgibtdasWerdenund Vergehen,dasEin-unddasAusatmen.ImKirchenraumistdasSpiel vonLichtundSchatten,jenachdeminwelcherTages-undJahreszeit siedenRaumbetrachten,inimmerneuenKlangfarben,wieineiner Symphonie, eindringlich zu erleben.LassensiesichaufdiesesSpielfüreinigeMomenteein,beobachtensie denWechselderStimmungen.LichtundSchattengebendemRaum Konturundmachenihnlebendig.EsistdasHelleunddasDunkle, das den Raum wie auch unser Leben prägt. InderRundungdesChorraumesisteinegroßeUhrangebracht.Sie erinnertunsandieVergänglichkeitderSchöpfungundunseres LebensundkanneinenAnstoßgeben,überunserenUmgangmitder Zeitnachzudenken.LassenwirunsnurvonTerminenversklavenund begrenzendamitdieZeitdurchdieEinteilunginvieleAbschnitte,die dannkeinErlebenzuläßtoderentgrenzenwirdieZeitindieVielfalt des uns Entgegenkommenden.
Im Räderwerk der Zeit (Kirchturmuhrwerk der Turmuhrenbauer Barnsteiner aus dem Heimatmuseum in Seeg)
AUGUSTINUS ÜBER DIE ZEIT„WasalsoistdieZeit?Wennniemand michdanachfragt,weißich's,willich's abereinemFragendenerklären,weißich's nicht.“ „Wiekannmansagen,dassdie vergangenenundzukünftigenZeiten sind,dadochdievergangeneschonnicht mehr und die zukünftige noch nicht ist? Diegegenwärtigeaber,wennsieimmer gegenwärtigwäreundnichtin Vergangenheitüberginge,wärenichtmehr Zeit, sondern Ewigkeit.“
5O, GOTT, WARUM ?Warum?MillionenfachwurdeinderMenschheitsgeschichtediese Fragegestellt:Warum,duguterundallmächtigerGotthastDudas allessozugelassen?Warumtrifftesmich,derichsoaufdich vertraute? Warum ist in dieser Welt das Böse nicht überwindbar?IstdennnachallemwasgeschehenistdieVorstellungdesguten Gottesnochzuretten?RegiertunsLiebeoderHaß?UndistdasBöse, dasGrauen,derWahn-SinnnurunsMenschenanzulasten?Mußein ohnmächtigerSchöpferseinerSchöpfungihrenLauflassen?Verhalt unserSchreiennachdemWarumdesunschuldigenLeidensungehört imNichts?SindwirohneHoffnungvondirlosgelöst,gekettetanuns selber?Aber,esistdochdeineSchöpfung,inderdasallesgeschieht, doch auch dein Sein, dem das alles widerfährt?EsistjetztdieZeitgekommendenKirchenraumimGehenzu erfahren,sichaufdenWegzumachen.ZuerstmöchteichIhnen vorschlagen,unterdieEmporezugehenunddasFreskoderapokalyptischeFrauimZentrumzubetrachten.AndiesemFresko ausdemEndedes17.Jahrhundertistzuerkennen,wiesichder MalstilzurMittedes18.Jahrhundertshinveränderthat.Beeindruckendist,wiederMalerdieHeilsgeschichteineiner schwungvollenSpiralbewegungdarstellt.AusderWeltkugelheraus, dievoneinerSchlange,alsSinnbilddesBösenundderVerführungumschlungenwird,herhebtsichdiesternenumkränzteFraumitderMondsichelzuihrenFüßen,uminderTaubedesGeistes auszuschwingen. IndenweiterenMedaillonsderWestemporekönnensieaberauch MariasLebenswegmitallihrenSorgenbetrachten.MariaalsKindmit ihrenElternJoachimundAnna,dieihrdasLesenlehren,die VerkündigungderMutterschaftinsehr,sehrjungenJahren,die VermählungmitJosef,derWegzurVerwandtenElisabeth( „Heimsuchung“),dieFluchtausderHeimatineinunbekanntesLand. UndwaskanneinMenschenlebenmehrerschüttern,alsderTodeines Kindes.AnderRückseiteistineinemGemäldeJesusimGrab dargestellt.SokönnenwirunterderEmpore,ineinemgedrückten Raumatmosphäre,auchüberunserenLebenslaufnachsinnenund vielleichtetwasTrostfindeninderGeschichtediesertapferenaufGott vertauenden Mutter.
MYTHOS DES PARADIESES
StephenGreenblattschreibtinseinemBuch„DieGeschichtevonAdamundEva–DermächtigsteMythos der Menschheit, Siedler 2018, S. 325/326„SeinelangeundverschlungeneEntwicklungvoneinerarchaischenSpekulationzumGlaubenssatz,vom DogmazurbuchstäblichenWahrheit,vonderbuchstäblichenWahrheitzumRealen,vomRealenzum Sterblichen,vomSterblichenzumUnwahrenführteschließlichzurFiktion.DieerstenMenschenimGarten EdenmitdenmagischenBäumenunddersprechendenSchlangesindzurückgekehrtindieSphäreder Imagination, aus der heraus sie sich entwickelten.DieseRückkehrabermachtsienichtbedeutungslos,zerstörtauchnicht,wasanihnenfasziniert. Adamund Evableibenwirkmächtig,siebieteneineunverzichtbareMöglichkeit,nachzudenkenüberUnschuld,über dieVersuchungundübermoralischeEntscheidungen;darüber,wasesheißt,festzuhaltenaneinem geliebtenPartner;nachzudenkenauchüberArbeit,GeschlechtsverkehrundTod.Mitaußerordentlicher LebendigkeitzeigendieFigurenundihreErzählung,wieundwarumsichMenschenzueiner Entscheidungverleitenlassen,derenkatastrophaleKonsequenzenfüralleZeitenspürbarbleibenwerden. ZugleichaberhaltensiedenTraumoffen,irgendwanneinmalirgendwiezurückkehrenzukönnenineine Glückseligkeit, die verloren ging.“
6Ich und DuMachenwirunsaufdenWeg.ZweiMenschenvereintinFreudund Leid,vereintdurchdieSorgeumihrLeben,fliehenumihrLebenund das„ihres“Kindeszuretten.MariaundJosefmitsorgenvollem, nachdenklichenBlickwissennichtwassieerwartet,siesind ausgeliefert dem Wohlwollen von Menschen , die ihnen begegnen. FluchtundVetreibungkennzeichnenauchdas20.und21. Jahrhundert.MillionenfachwurdediejüdischeBevölkerungvetrieben undvernichtet,FluchundVetreibungwardieschrecklicheFolgeder Nazi-Diktatur,FluchtausNot,VerzweiflungundVerfolgung kennzeichneninkaumvorstellbaremAusmaßweltweitunsereZeit. Wiedamitzurechtkommen,damitwirundichdemMitmenschen gerechtwerde?Wirwollennicht,dassieertrinken.Wirwollennicht, das sie kommen. Was wollen wir tun?SchreitenSielangsamdenMittelgangzumChorraumvor,Richtung Osten.DieGestaltendesDeckenfreskosbegleitenuns.Dabeiistesein Erlebnis,dieFarbmischungen,diechargierendenFarbstufungen,die feinenÜbergängeaufzunehmen.DieGrundfarbenBlau,GelbundRot mischenundverbindensich,einBildklangentsteht.DasViolett, indemsichdasBlaudesEmpfindensunddasRotderTat durchdringen,gibtunseremEmpfindeneinWollenumimmerwieder neuesHandelnanzustoßen.GrüneTöne,indenendasGelbdes lichtenDenkenaufdasBlaudesUrsprungswirken,lassenHoffnung aufkeimen,dasssichimLebenimmerwiederneuerSinnzeigenkann.VerschränkensichdasRotdesTunundLassensmitdemGelb,des sichselbstvergessendenDenkens,dannleuchtenOrangetöneauf,die eineAhnunggeben,wieengKörperundGeistaufeinander angewiesen sind.WieausdenFarbenLebenentsteht,sowirdinderVereinigungvon IchundDuunserErdendaseinerstinseinerSchönheitsichtbar.Im anderenIchbegegneicherstmirselbst,imDuersterfahreichdas AnderewieauchdasmirGleiche.DieFarbenmischensichundmalen ein Bild, das mehr ist als nur die Zuordnung von Elementen. VordemChorraumbogensehenwirimDeckenfreskodrastisch dargestellt,wieJudithdeminIsraeleingefallenenFeldherrnder AssyrerHolofernes,denKopfabschlägt.Istesnurdietraumatische AufarbeitungdesGeschlechterkampfeszwischenFrauundMann?UndwashatwohldieLiedsängerinJudithHolofernesbewogenin ihrem Künstlernamen diese beiden Namen zu vereinen?EinBildgibtunsauch Anlassnachzudenken,wieengRettungvorden FeindenmitGewaltverbundenseinkann.HeiligtderZweckalle MittelundkannmaninJuditheinepolitischeHeldinsehen?Welche FolgenhabensolcheTaten,gebiertHasswiederHass?Fragen,diesich geradeauchim20.und21.JahrhundertinimmerneuerBrisanz stellen.AuchdieseSchattenseitegehörenzueineraufrichtigen Symphonie dieses Raumes.
HolofernesführteimAuftragdesassyrischenKönigseinen"Weltkrieg"gegendie andersgläubigenVölker.AlleindieIsraelitenzeigtensichwehrhaftgegendiedrohende Unterwerfung,dochdachtensiebaldanKapitulation,dadieGegnerihreWasserstellen besetzten.DatratJudith,einereicheundschöneWitwe,vordieÄltestenundverkündete,dasssie Israelrettenwerde.Siekleidetesichfestlich,schmückteundparfümiertesichundgingmit ihrerMagd AbraausderStadtzudenFeinden.HierverrätsiescheinbarihrVolkundwird vonHolofernesalsÜberläuferinaufgenommen.EsdauertkeinedreiTage,daistder FeldherrschonverliebtinihreweiblichenReizeundgibteinFest,umsiezuverführen. Aber statt ihrer berauscht ihn der Wein, und es kommt zu der Bluttat.
7ÖFFNUNGDieFormenundFarbendesRaumes,aberauchdieLeerezwischendenFormen,die ZwischenräumekönnensinnbildlichfürunserDaseinstehen.UnsereSeinist „Dazwischen-sein“-ist„inter-esse“,meistenssindwirnichtganzda,wowir eigentlichseinwollenoderseinsollten.Jetztsindwirangekommen,wosichvordem Chorraum der Mittelgang mit dem Gang vor den beiden Seitenaltären kreuzen.WirsehenamlinkenSeitenaltarimAltarbilddieTaufedesJesudurchJohannes dargestellt.„UndalsJesusausdemWasserstieg,saher,dassderHimmelsich öffneteundderGeistwieeineTaubeaufihnherabkam.“(Mk1,10).Gekröntwird auch diese Szene vom Schöpfergott. Auch hier wiederum das Dreifaltigkeitsmotiv.InallenKulturenistdieReinigungalseinederbedeutendstenrituellenHandlungen verankert.SieistmitdenGedankendesUmkehrens,derÖffnung,desNeuanfangs, desAufgenommenseinsverbunden.Wirhoffenzuunsselbstzukommen,wennwir unsdemLichtöffnen,dassausderTiefederZeitenunsanspricht.WenneinDumich anspricht,michannimmt,wieichzuseinvermag,wirdesheller,einheilendesLicht kommt mir entgegen. ImWort„LICHT“istindenmittlerendreiBuchstabendas„ICH“eingebunden.Es beginntmitL,wie„LEBEN“undendetmitT,wie„TOD“.Kanneseinenschöneren Hinweisgeben,alsdiesesSchlüsselwort„LICHT“fürunserErdendasein.Augenblicke könnenLichtblickesein,dieunsallenZweifelnehmen.DasBildMariasmitihrem Kind ist ein schönes Sinnbild dafür. NurausderFerneisteineAnbetungsszene(südlicheSeitenemporeüberderSakristei) zusehen,dieingroßerIntensitätdasLicht,dasvomGottessohnundMenschensohn ausgeht, zur Gestalt bringt. IchmöchteSienocheinladenmeineMeditationsgrafiküberdasSpannungsverhältnis von „GOTTESSOHN - MENSCHENSOHN“ zu betrachten. DievonunsgefundenenBegriffüberdas,wasunsimSeinhält,verändernsichauf jederStufederBetrachtung.AusdemungetrenntenWortdes „GOTTESSOHNMENSCHENSOHN“ergebensichdurchdasWeglassenvon BuchstabenjeweilsneueSinngehaltez.B.„GOTTESSOHNMEN“oder„GOTTESSO“ oder„GO“umdanninderMittezuverschwinden.WiedieSandkörnerderSanduhr häufensiesichaberuntenwiederanundführenzumAusgangsbegriffzurück. SolangedieZeitweitergehtwirddieSanduhrwiedergedrehtwerdenunddenwahren Gottesbegriffwerdenwirerstdannerfahren,wennwirRaumundZeitverlassen.Am nächsten aber sind wir in dieser Welt dem Geheimnis im „NICHTS DER MITTE“.
8Wer regiert?GönnenwirunsdieZeit,unsindererstenBankniederzulassenum aufzuschauen,umnachvornezuschauen.Aberwassehenwirüberhaupt, wennwiretwassehen?Waskommtunsentgegenundwasdavonhateine Chance in uns zu wirken.
HOFFNUNG
LIEBE
GLAUBE
Einige Titel des Fernsehprogramms eines x-beliebigen Tages.Das stinkt zum Himmel / Auf dem Kriegspfad / Die Suche nach der Superwaffe / Leben oder sterben lassen / Der Tod steht ihr gut / EsscheinenlauterexistentielleThemenzusein,dieunser AugeundOhrfindenwollen. Aberes sindTitelseichterSerien,meistKrimis.SietreffenunsundwirkönnenunsihrerMachtkaum entziehen. Regieren uns die Medien? Halten sie uns gefangen?WelcheChancehatdaeinChorraumder,sichvorunsauftut.EntgegenkommtunsderBlick desDreieinenGottes,derdurcheingoldenesDreiecksymbolisiertwird.Vonihmausentfalten sichdiegoldenenStrahlenindenRaum.Aberpassiertdaetwas,wennnichtinunsetwas passiert? Am AltarsindinEngelsgestaltendiechristlichenTugendenGlaubeundHoffungund in Form des Herzens die Liebe symbolisiert. ImDeckenbereicherkennenwireineSchlacht,dieSchlachtgegendieUngarnaufdem LechfeldausdemJahre955,dieBalthasarRieppgestaltethat.Aberwaskannunseinesolche Darstellungheutenochsagen,wennwirtäglichdieKriege,dasSterben,dieOpfer,denTodin den Medien scheinbar hautnah erleben können. DerheiligenUlrich,PatrondesKircheunddesganzenBistumsAugsburg,unddieweltliche Macht,mitKaiserOttoI.anderSpitze,kämpfenfürdasLeben,derihnenanvertrauten Menschen.Heuteerkennenwirdochbesseralsjemalszuvor,welcheLeidenauchdie"Sieger"vomSchlachtfelddavontragen.Heuteistesdochdringenderalsjezuvor,alleszutunum KonfliktezuentschärfenundfriedlicheEntwicklungenzufördern.WerindenBlickdes anderentauchtsiehtbesser.WerdannausvollemHerzendieMachtdeseinen,allmächtigen undliebendenGottesfüralleMenschendiesesErdballsannehmenkann,wirdfürdas Abschlachten keinen Raum zulassen.AberwirddiesnichtallesdurchdieungehemmtenGewaltdarstellungen,dietäglichuns belagern,konterkariert?WerhatdenMutdieserVerrohunginWortundBildEinhaltzu gebieten!
WIE UND WO WAR ES?"DieseSchlachterhieltglänzendeAttribute,„GeburtsstundeDeutschlands"istdas 'süßlichste von ihnen.“„DieUngarnwarenzuZeitendesSachsenkaisersOttoeinReitervolk,vordemdas ganzeAbendlandzitterte.MehrmalszogensiebrandschatzenddurchBayern. GefürchtetwarendieheidnischenHordenwegenihrergnadenlosen Zerstörungswut.NachderNiederlagebeiAugsburgwurdensiezahmund sesshaft.DieVölkerimAbendlandatmetenauf.DieHeiligenlegendeerzählt,mit seinemGebethabederAugsburgerBischofUlrichzumSiegaufdemLechfeld mindestensgenausovielbeigetragenwieOttoI.mitseinenKriegern.Obdas stimmt?“Rudolf Neumeier in der SZ vom 5. 8. 2013NachneuenForschungenistdieOrtsangabeLechfeldimSüdenvonAugsburgumstritten, das Blut spritzte eher im Westen und im Nordwesten von Augsburg.
Chorfresko von 1744 „Schlacht gegen die Ungarn“ (10. August 955), Bischof Ulrich auf dem Schimmel, die Hilfe von oben erflehend,KaiserOttomitder„HeiligenLanze“inderRechten.SieistdasältesteStückder ReichskleinodienderHerrscherdesHeiligenRömischenReiches.Sieenthält angeblicheinStückeinesNagelsvomKreuzChristi.DieLanzesolldemrömischen Hauptmanns Longinus gehört haben, der mit ihr den Tod Jesu überprüfte.
Altarblatt am südlichen Seitenaltar - Balthasar Riepp zugeschriebenTriumpf und Glorie der Immaculata (1745/1740?)( Krönung Marias durch die dreifaltige Gottheit, umgeben von Herrschern, Aposteln und Heiligen)
Christoph Schmid war eindreiviertel Jahre Kaplan bei Michael Feneberg in Seeg. Seine erste Taufhandlung war am 10. März 1795, seine letzte am 9. Dezember 1796.ErbeschreibtdieAltarblätter.EinRätselistmir,dasserdenHauptaltarsobeschreibt,als obderrechteSeitenaltardamalsdasAltarblattdesHauptaltarswarunddasAltarblattes Hauptaltars sich am rechten Seitenaltar befand. „DieKirchezuSeegistsogroß,alsfüreinePfarreivonmehrals2000Seelennöthigistundauch sehrschön.DiedreiAltarblätter,aufderenLehrreichesSailer,alseramKirchweihfesteda predigte,aufmerksammachte,sinddadurchdenPfarrangehörigennochmerkwürdigergeworden. AufdemSeitenaltarerechtszeigtMariaihrgöttlichesKind,denzuunseremHeileMensch gewordenenSohnGottes,undweiteruntenerblicktmandenheiligenUlrich,derseinBisthum AugsburgundauchdiePfarreiSeegdemoberstenHirtenJesusChristusempfiehltundihmdie HerzenallerdahingehörigenChristenübergibt.AufdemandernSeitenaltarelinkserblicktman JesusChristus,wieervonJohannesgetauftundzuseinemheiligenBerufe,dieMenschenzu lehrenundseligzumachen,eingeweihtwirdundwiederHimmelsichüberihmaufthat,vondem dieStimmederVaterserscholl:"DieseristmeingeliebterSohn."AufdemHochaltareerscheint JesusChristusinderHerrlichkeitdesHimmelsvonseinenApostelnundHeiligenund VölkernausallenJahrhundertenundHimmelsstrichenumgeben,eineHerrlichkeit,zuder auchwirbestimmtsind.AufdemChoraltaresindnochvierEngelvonschönerBildhauerarbeit mitKreuz,AnkerundzweiRauchfässern,dieaufGlaube,Hoffnung,GlutderLiebeund Weihrauch des Gebethes hindeuten.“In den Erinnerungen aus meinem Leben (Bd. 3 Berufsleben hrsg. von Albert Werfer 1855)schreibt Christoph von Schmid ausführlich über seine Kaplanzeit in Seeg.
9EXSULTATE, JUBILATE !1770,alsJohannBaptistEnderleseinHauptfreskovollendete,warer amGipfelpunktseinerMeisterschaftangelangt.SeineschwungvollenEngeldarstellungengebendavonZeugnis.Deshalbempfehleich Ihnen,sichdiesehimmlischenWeseninderSeegerKirchezuGemüte zu führen. 1773,alsokurzeZeitdanachkomponierteder17-jährigeMozartsein "Exsultate,jubilate",sein"Jauchzet,jubelt".DieseMusikunddieser Raum,dieserTextunddieSeegerEngelkönnenalseineEinheit empfunden werden, die den Himmel ein Stück weit öffnen können.Jauchzet, jubelt,o ihr glücklichen Seelen,singt süße Lieder;eurem Lied antwortendsollen die Himmel Psalmen mit mir singen.Es leuchtet der freundliche Tag, schon fliehen Wolken und Stürme;Den Gerechten ist unerwartete Ruhe gekommen.Überall regierte die dunkle Nacht; erhebt euch endlich voll Freude, die ihr euch bis jetzt gefürchtet habt,und freudig überreicht der glücklichen Morgenröte mit vollen Händen Blütenzweige und Lilien.Du, Krone der Jungfrauen,du, gib uns Frieden,du, stille die Leidenschaften,unten denen das Herz seufzt.
MOZART UND SEEGAlsJ.B.Enderle1770seinHauptfreskovollendete,warMozartgerade14Jahrealt.1769reistenVaterLeopoldund seinSohnnachItalien.EswareinePilgerfahrtzudenQuellenderMusik.AuchdiesüddeutschenMalerdes RokokoließensichvonItalieninspirieren.SoistunverkennbarderEinflussvonGiovanniBattistaTiepolo(er wurde1696geborenundstarbimJahrderVollendungdesFreskosinSeegimJahre1770)ausdenSeegerFresken zuspüren.TiepolowarwohlderbedeutendsteMalerdesRokokoundEnderlesSeegerWerkeseheichauchals eine Hommage an Tiepolo.ManschauesichnurdiechangierendenGewänderan.NachweislichhatsichEnderlesLehrerFranzMartinKuen in Venedig und Rom aufgehalten und Skizzen und Zeichnungen von Tiepolo mit nach Hause gebracht. ItalienwardasTraumlandderKünstler,obMaleroderMusiker.MozartwirdinItalien15Monatebleibenund seineEntwicklungwirdvondenitalienischenMeisternwesentlichbeeinflusst.DasOsterfest1770verbringterin RomundPapstClemensXIV.überreichtihmdenOrdenvomGoldenenSporn.Am26.12.1770wirdseineerste Operaseria"Mitridate,rediePonto"(WiekonnteeinVierzehnjähigersolchevielfältigenGefühleineiner großartigen Musik ausdrücken?) in Mailand mit großem Erfolg uraufgeführt. Zehn Tage vor diesem Ereignis wird in Bonn Ludwig van Beethoven geboren.Aber wussten Sie, dass Mozart eine recht enge Beziehung zu Seeg aufweist?GenovevaWeberwurdeam2.1.1764inMarktoberdorfalsTochterdesfürstbischöflichenHofschreinersMarkus Brennergeboren[derweltlicheundgeistlicheFürstClemensWenzeslaushatteseineSommerresidenzin Marktoberdorf-damalsOberdorf].SeineSpurenlassensichbisindenWeilerDederlesbeiSeegzurückverfolgen (GeorgBRENNER,geborenum1620inDederles).Genovefaheiratetemit21Jahrenam20.8.1785denausFreiburg stammenden52jährigenTheaterimpresarioFranzAntonvonWeber.SeinBruderFridolinWeber(d.Ä.)warder VatervonWolfgangAmadeusMozartsFrauConstanze.GenovefaBrennerwurdedurchdieseHeiratalsoeine angeheiratete Tante von Wolfgang Amadeus Mozart.1786wurdeinEutinderersteSohnGenovefas,derKomponistdesFreischützCarlMariavonWeber(1786-1826) geboren.BaldnachderGeburtvonCarlMariazogGenovefaWeber1787mitihremMannnachHamburg,woer eineWandertheater-KompagniegründeteundindieserUmgebungihrenSohnCarlMariaaufzog.SiegastiertemitihremEnsembleum1794auchinWeimarbeiGoethe.Siestarbmit34Jahren1798,anSchwindsucht.Sieist zusammenmitLeopoldMozartundConstanzeMozartaufdemFriedhofvonSt.SebastianinSalzburgim Familiengrab beigesetzt.MozartwareinheiteresGenieundpasstauchdeshalbsogutindieheitere AusstrahlungderSeegerKirche. Alfred Einstein beschreibt ihn in "Mozart - Sein Charakter - sein Werk" so:"MozarthatbeiseinenBriefenansein Augsburger"Bäsle"nichtandieEwigkeitgedacht.ErhattebiszuseinemLebensende LustanWortverdrehungen,kindischenSpitznamen,drolligemUnsinn,lustigerUnfläterei-"einZugsüddeutscher Heiterkeit,denmannördlichdesMainsniemalsverstandundniemalsverstehenwird....ErwareinKindskopfundbliebes, weilKindsköpfigkeitfüreinenSchöpfer,zurEntspannungundzurVerheimlichungseinestieferenIchs,manchmalnotwendig ist.....EinDramatikerwieMozartmußunterMenschengehen,undummitMenschenauszukommen,bedarfesdesHumors, derwitzigenAbwehr,undmanchmalnochgröbererMittel.ManwirdsichabfindenmüssenmitderTatsache,daßauch MozarteinMenschwar'mitseinemWiderspruch'unddaßerbeiallerSchärfederBeobachtungvonMenschenund Verhältnissen,beiallerEinsichtindenKern,indasWesenvonCharakterenundDingen,mitderWeltniefertiggeworden ist."
10Was ist Wahrheit? Woliegtsieverborgen?IstesunserLos,dasswirsieindieserWeltin ihrer vollen Klarheit nie erfassen werden .DerSeegerKreuzwegvonJohannBaptistEnderleistein eindrucksvollesAngebotzuversuchen,derverborgenenWahrheitein Stücknäherzukommen.WieineinemKnotensinddreiFäden unseresSeins,daswaswirtunundlassen,daswaswirempfinden unddaswaswirdenkeninunszusammengebunden.DerKnoten erscheint nicht durchschaubar, nicht auflösbar.DieKreuzwegstationensindinfünfDreiergruppenzusammengefasst, so dass sich fünfzehn Stationen ergeben. AndererstenGruppe,beimrechtenSeitenaltar,läßtsichdiefragen wieEmpfinden,DenkenundTuninunseremDaseinunauflöslich verbundensind.DiedargestelltenStationensind,Jesuswirdzum Tode verurteilt, er nimmt das Kreuz auf sich, er fällt das erste mal. VerurteilenDenkendfragenwirwasistrichtig,wasistfalsch. AuchJesusstelltvor Pilatus die Frage: Was ist Wahrheit?WiekönnenwirdieseFragebeantworten?Wir,diewirerkennen können,dasswirnureinwinzigesStaubkörnchen,einevergängliche GestaltimUniversumsind,wirwollenwissen,waszeit-undraumlos wahrist?HatnichtunsereVermessenheit,dieWahrheiteindeutigzu wissenundderGlaube,diesemitallenMittelndurchsetzenzu müssen,unsschuldigwerdenlassenfürgeschehenesgroßesLeid? Pilatus schickt Jesus mit einer abweisenden Geste in den Tod. AufsichnehmenWasempfindenwir,wennunsLeidzugefügtwird,wennwir bloßgestellt,wennwirerniedrigtwerden?Wieveränderndiese ErfahrungenunserDenken,wiewirddarausunserHandelngeleitet? JesushatdenWegdesGeschehenlassensgewählt.Wardamitaber nichteinumsomachtvolleresheilsgeschichtlichesHandeln verbunden,nichteineunvergleichlichgrößereWirkungerreicht?PilatuswuschsichseineHändeinUnschuld.DieAngst,Unrechtes getanzuhaben,brenntsichaberinunseremEmpfindenfest. Auchwir suchenjaoftnachGründenumunserevermeintlicheWahrheitzu rechtfertigen.Fallen WieschnellverratenwirunsereGrundsätze,wenndasuns Aufgeladeneunszuerdrückendroht,wieschnellschauenwirweg, wennanderenUnrechtgeschieht.AuchwennwiresalsUnrecht empfinden,sagtunserDenken:"Waskannichbloßmachen,ichkann dochehnichtsausrichten!"HatunserEmpfindeninder schnelllebigenMediengesellschaftüberhauptnocheineChancefür tieferesEmpfinden,daszumHandelnführt?Heute,Tagesschau,eine KatastropheverwischtdieandereunddanndieFußballergebnisse undderneuestenKlatsch.Wasistwichtig,wasistwahr,werkannuns helfen im Knoten des Seins, diese Fragen auflösen?WashatdasallesmitderdarstelltenGeschichte,dievor2000Jahren geschah, zu tun?IchmöchteSiedazuanregen,denWegbiszur15.Stationzugehen undindenDreiergruppenüberdieVerknotungvonEmpfinden, Denken,TunundLasseninunszumeditieren.Sokannunsdiese GeschichteauchheutenocheinenMenschensohn/Gottessohnzeigen der uns nahe ist.
„Ich sehe dich o Jesu schweigen, da dich die Weltverdammt zum Tod. Ach laß dich zumErbarmen neigen, wenn du alsRichter kommsto Gott.“
Die Fußwaschung ist für Jesus Teil eines größeren Ganzen (pars pro toto), nämlich für die Erfüllung seines Gebotes, dass wir einander uns lieben sollen, wie er uns geliebt hat.
11Der Klang des RaumesSchauenSievomMittelgangaufdieOrgelempore.IneinemaltenText deschinesischenKaufmanns,PolitikersundPhilosophenLüBuWei, derca.300-235vorChristuslebte,wirdausgedrückt,dassdas, worausalleWesenentstandensind,dasgroßeEineistunddassdas, wassichinderZweiheitvonLichtemundDunklemzueiner körperlichenGestalt,zueinerForm,zueinemRaumentfaltethat klingt.DerTonentstehtausderHarmonie.DieHarmonieentstehtaus derÜbereinstimmung.DieMusikberuhtaufderHarmoniezwischen Himmel und Erde. KannmanschönerdasRaumgefügederSeegerKirchebeschreiben. DerKlangdesRaumes,einDreiklangseinerElemente,wird augenfälligbeimBetrachtendesdreigegliedertenRaumes,indessen MittedieKlangquellesteht.DieBauzeitderKirchewardieZeiteines JosephHaydn(1732-1809),einesWolfgang AmadeusMozart(1756- 1791).UndkannnichtleichtbeimHörenihrerWerke,der Rokokoraummitgehörtwerden,jaöffnetdieserRaummitdieser Musik nicht das Tor zu einer immerwährenden Klang.KönnensonichtdieKünsteden"HimmelbessrerZeiten"mir erschließen,wieesineinemSchubertLiedsoausdruckvollanklingtundindemdieletzteZeilelautet"duholdeKunst,ichdankedir dafür!"EinedankbareErinnerungfürdenVermittlerdergöttlichen GeistesmittelsdesGeistesderMusikwirdimmittlerenFreskodurch dasNotenblattmitderÜberschrift"AloisMeisburger1980" ausgesprochen."HeildemTage,derunsreTagekrönt",diesenText vertonte der Pfarrer mit dem tönenden Herzen.
12Alles ist EinesWasistindiesemRaumnochMaterie,wasschonGeist.Siefallen zusammenindieserSymphoniederElemente.ImSternenkranz spiegelnsichdieunendlichenMöglichkeitenwiederundlassenRaum undZeitverschwinden.ImmerwiederfindenwirinderKirche Strahlen-undSternenkränze.Diesestrahlenunsentgegen.Alle Bewegungen,dieausdenWidersprüchenunseresDaseinsgeboren wurden,könnenindiesemAbbilddesschattenlosenGeheimnisses ihreRuhefinden.UnserebohrendenFragenundunzureichenden Antworten treffen und versöhnen sich in einem erfüllten Schweigen. WasbleibtunsmehralszuStaunen,aberdamitbeginnt,wasunsder zuunsgeöffnete,wunderbareRaumunssehen,hörenundempfinden lässt.
„DieVerbindungzwischendemIchundseinemGlaubenstehtunterdenBedingungendes Bewusstseins,dessenletzterRest,sovielwirwissen,aufetwasberuht,dasselbstnocheinsich entgleitendesIchmitetwasverbindet,dasesselbstnichtist.DieseVerbindungist,solangesiebesteht, einedesWissens.SiewirderstimVerlöschendesBewusstseinsunterbrochenundendetmitdemTod. DerTodlässtsichdurchkeinWissenüberbrücken.WohlaberkannderGlaubenmitseinersinnlichen VorstellungskraftüberihnhinwegzugehensuchenunddabeivonderZuversichtgetragensein,dasses eineüberdenTodhinausgehende»Erlösung«gibt....WerdasLebenerfahrenhat,demfälltesnicht schwer,denTodselbstals«Erlösung«zusehen.Weraberbedenkt,wiesehrallesbewussteLeben, insonderheitdaseinerPerson,überdaseigeneDaseinhinauszugehensucht,derwirddieVorstellung derUnsterblichkeitnichtunverständlichfinden.SiekannzueinemVerhaltenmotivieren,dassichals wahrhaftuniversellversteht;siekannLeistungenstimulieren,mitdenenjemandübersich hinauswirken möchte, und vermag schließlich auch für die Hinterbliebenen tröstlich zü sein.Volker Gerhardt - Glauben und Wissen - Ein notwendiger ZusammenhangReclams Universal-Bibliothek 2016, S. 15/16
EPILOGNehmen Sie den Raum in Ihrem Herzen mit,eristeinGeschenk,dassIhnenohneeineVerpflichtung,einfachso,gegebenwird.EsisteineKostbarkeit,diesiesichimmerwieder schenkenkönnenundsiewerdenerleben,dasssieimmerwertvoller wird.VerabschiedenmöchteichmichvonIhnenmitmeinem Lieblingsengel,dersieeinlädtwiederundwiederdenKlangdes RaumesimZusammenklangseinerElementezuerleben.DieseRaumsymphonieisteinunerschöpflichesEreignisaufunserem Erdenrund. BevorsiedieKircheverlassen,gönnensiesichnocheinenRundgang. VersuchensieabernichtallesGedachtenochmalszuwiederholen, sonderndieGedankenaufsichberuhenzulassen,ruhensievonihren Gedankenaus.SpürenSiesichselbstbeimGehenindieser Raumgestalt.Siewerdenerfahren,dasszwischenIhnenunddiesemRaumeine VerbindungentstandenistunddassdieKostbarkeitdieserStunde unddiesesOrtesinnichtvorhersehbarerArtundWeiseinihnen weiterwirkt.UndsogareinigeihrerSorgenfaltenkönntensich verflüchtigt haben. Die beiden Engel mögen sie begleiten.
Christoph von Schmid war eindreiviertel Jahre Kaplan bei Michael Feneberg in Seeg. SeineersteTaufhandlungwaram10.März1795,seineletzteam9.Dezember 1796.IndenErinnerungenausmeinemLeben(Bd.3Berufslebenhrsg.vonAlbert Werfer1855)schreibtChristophvonSchmidausführlichüberseineKaplanzeitin Seeg.Der Text ist im Folgenden in Originalschreibweise wiedergegeben. Seite 101DieKirchezuSeegistsogroß,alsfüreinePfarreivonmehrals2000Seelennöthigist undauchsehrschön.DiedreiAltarblätter,aufderenLehrreichesSailer,alseram Kirchweihfestedapredigte,aufmerksammachte,sinddadurchdenPfarrangehörigennoch merkwürdigergeworden. AufdemSeitenaltarerechtszeigtMariaihrgöttlichesKind,den zuunseremHeileMenschgewordenenSohnGottes,undweiteruntenerblicktmanden heiligenUlrich,derseinBisthumAugsburgundauchdiePfarreiSeegdemobersten HirtenJesusChristusempfiehltundihmdieHerzenallerdahingehörigenChristen übergibt. Auf dem andern Seitenaltare links erblickt man Jesus Christus, wie er vonSeite 102JohannesgetauftundzuseinemheiligenBerufe,dieMenschenzulehrenundseligzu machen,eingeweihtwirdundwiederHimmelsichüberihmaufthat,vondemdieStimme derVaterserscholl:"DieseristmeingeliebterSohn."AufdemHochaltareerscheintJesus ChristusinderHerrlichkeitdesHimmelsvonseinenApostelnundHeiligenundVölkern ausallenJahrhundertenundHimmelsstrichenumgeben,eineHerrlichkeit,zuderauch wir bestimmt sind.AufdemChoraltaresindnochvierEngelvonschönerBildhauerarbeitmit Kreuz,AnkerundzweiRauchfässern,dieaufGlaube,Hoffnung,Glutder Liebe und Weihrauch des Gebethes hindeuten.AnschönenFrühlingstagenz.B.erinnertenwirdaran,daßJesusChristusunsauffordere, aufdieVögelunterdemHimmelzublicken,diederhimmlischeVaterernähreundaufdie BlumendesFeldes,dieErschönerschmückealsSalamogekleidetwarinallerseiner Pracht.ZurZeitderAerndte,wennnachlangemRegendieSonnewiederhellundwarm schien,oderwennnachlangerDürreeinmilderRegendieFeldererfrischte,[so]machten dieWorteJesu,derhimmlischeVaterlasseseineSonnescheinen,Erlasseregnen,einen besonderserfreulichenundtröstlichenEindruckaufdieLandleute.DiekurzenAnreden durftenabernebstderMessenichtlängerwähren,alseinehalbeStunde,damitdieLeute nichtvonihrerArbeitabgehaltenwürden.IndessenmerktensiesichdiewenigenWorte besser als eine lange predigt.
Deckenfresko des Langhauses von Johann Baptist EnderleMariasHauptträgtdieKronederHimmelskönigin,dasZepterwirdihrvomEngel gereicht.Sieistumkränztmit12Sternen.Inder"OffenbarungdesJohannes"heißtes: "DannerschieneingroßesZeichenamHimmel:eineFraumitderSonnebekleidet;der MondwarunterihrenFüßenundeinKranzvonzwölfSternenaufihremHaupt"(12,1). DieZwölfzahlderSterneistHinweisaufdiezwölfStämmeIsraels(Genesis37,9)und somitaufdasVolkGottes.Diegenannte"Frau"wurdemitMariagleichgesetzt,dasie später in der Offenbarung als Frau erwähnt wird, die den Messias gebären wird. DieZahl"Zwölf"hatteschonimmerfürdieMenscheneinebesondereBedeutung.Zwölf goldeneSterneaufdunkelblauemGrundwurdenauchdasSymbolfürEuropa.Sieistdas Produktvon"drei"und"vier"ist.DieDreizahlstehtdabeifürdieDreifaltigkeitGottesin Vater,SohnundGeist,unddie"Vier"symbolisiertdieHimmelsrichtungenNorden, Süden,OstenundWesten."Zwölf"istdanndieVereinigungdesGöttlichenmitdem WeltlichenundfindetinMariaalsMittlerinzwischenGottundWeltaufdemFresko ihrensinnfälligenAusdruck.MariablicktaufzuChristusundzeigtmitihrerrechten HandaufihrHerz.DielinkeHandweistnachuntenaufdieErdeundzumPuttomitdem BlitzstrahlinderHand,derindasGeschehenbeiderSeeschlachtvonLepantoeingreift. MariaslinkerFußhältdienachuntengerichteteMondsichelfest,einSymbol,dasbereits derägyptischenHimmelsköniginIsiszugeordnetwar.ImZusammenhangmitMariaist dieLilie,diederEngelihrentgegenstreckteinSymbolderJungfräulichkeit,dasauchder ErzengelGabrielbeiderVerkündigunginderHandhält.DieSymbolesindvonChristus herzudeuten.Wennz.B.vonMariaalsMorgensterngesprochenwird,dannsagtdies, dasssiealsMuttervorihremSohnwar.DerMorgensternistzusehen,bevordieSonne aufgeht.BeiderBezeichnungMaienköniginwirdMariamitdemFrühlinginVerbindung gebracht.MariaistmiteinemblauenMantelumkleidet.BlauwirdimAltenundNeuenTestament, wieauchderblaueSteinSaphir,mitdemHimmel,aberauchalsFarbedesMeeresmit WeiteundTiefeverbunden.DieFarbeBlauverknüpftwieMariaGöttlichesmit Irdischem.
Altarbild von Johann Baptist Enderle (1787) Maria als Himmelskönigin mit einem fröhlichen Jesuskind.St. Ulrich, barhäutig, bittet für die Seeger Bürger.Die Mitra haben die Engel ihm abgenommen.
MarienlebenMaria mit dem KindeMaria als „tota pulchra“, der ganz und gar SchönenMaria Immaculata, als apokalyptische Frau Vom Schmerz gezeichneten Maria vom Siege, die Siegreiche, Erhöhte Sie steht auf der Mondsichel, trägt einen Sternenkranz rund um ihr Haupt und ist von der Sonne umgeben,häufigsiegtsieüberDracheoderSchlange,überSündeundHäresie.DasZertretenderSchlangeverweistaufdenSündenfall.Maria erscheint als neue Eva, die den Erlöser Jesus Christus zur Welt bringt. EVA wurde zum AVE (Maria).
MARIENDARSTELLUNGEN
"WasheuteamchristlichenGlaubeninteressiert,istErfahrunganstellevondogmatischerBelehrung, PoesieanstellerichtigerBegriffe.UnübertrefflichesBeispielfüreinenErfahrungswegistdasjunge MädchenMaria.Eswäreunredlich,MariaalsgeistigesEigentumdesKatholizismuszuverstehen. MartinLutherwar,wasvielenichtwissen,einVerehrerMariens.BeiderBeschäftigungmitMaria bekommenGefühleRaum,Trauer,Sehnsucht,Poesie-Bereiche,dieimprotestantischenGlaubenlange ausgeklammertundverdächtigtwordensind.FürHildegundeWöllerkannMariazumInbegriffder WürdeundSchönheitdesMenschenwerden.GemeinsammitdemFlötistenHans-JürgenHufeisen,der traditionelle Marienlieder bearbeitet hat, will sie einen neuen Blick auf Maria werfen."Aus dem Ankündigungstext einer Sendung des Bayerischen Rundfunks (3. 2. 2008)
Das Verständnis der Erbsünde bei Augustinus•Übergang der Schuld Adams auf die ganze Menschheit •Weitergabe durch die sexuelle Begierde (Konkupiszenz)•Folgen der Erbsünde: leiblicher Tod; Verlust der Freiheit, gut zu handeln; Höllenstrafe•doppelte Prädestination –Vorherbestimmung der Menschen zur ewigen Seligkeit oder zur ewigen VerdammnisDer Streit zwischen Augustinus und PelagiusPelagius•Positive Beurteilung der menschlichen Freiheit•Betonung der Ethik•Gnade als göttliche Erziehung (paideia)•menschliche Freiheitsnatur als Gnadengeschenk Gottes•Verurteilung durch die Synode von Karthago 418Augustinus•Freiheit des Menschen ist durch die Erbsünde beschädigt: der freie Wille ist unfähig zum Guten•keine Erlösung aus eigener Kraft•Angewiesen-Sein auf die Gnade GottesAuffassung von Thomas von Aquin•Sünde ist keine personifizierte Macht, sondern innermenschliche Realität.•Sünde als aversio a deo (Abkehr von Gott)•Sünde als Gotteshass und als Stolz•keine Befreiung aus eigener Kraft möglich•Konkupiszenz = nicht Wesen, sondern nur Erscheinung der Erbsünde•Gnade als Teilhabe an der göttlichen Natur•Gnade als qualitasZusammenstellung nach Prof. Dr. Lucia Scherzberg
•Urkirche Ende des 8. Jahrhunderts•744 Gründung als Reichspfarrkirche?•Seeg historisch seit dem 12. Jahrh. fassbar•1256 Übertragung der Pfarrei an den Augsburger Domherr Markwart von Beringen•1311 Patrionatsrechts geht an das Zisterzienskloster Stams in Tirol,•1564 an die Herrschaft Hochenschwangau,•1567 an Herzog Albrecht V. von Bayern•1785 an das Hochstift Augsburg.
•1635 Kaiserliche Truppen brannten das Dorf mit Kirche und Pfarrhof nieder•Erhaltene Rest sind der Unterbau des Turms und ein gotisches Kreuzgradgewölbe in der alten Sakristei neben dem Turm
•1658 wird in einem Visitationsprotokoll von einer großen Kirche mit drei Altären berichtet•Ab 1691 Planung einer Erweiterung•1701 Beginn des Umbaus - Joseph Miller nach Plänen vom Füssener Baumeister Johann Jakob Herkommer (1652-1717)•1725 Einweihung durch Weihbischof Jakob Mayer
Plan des südlichen Chorbereichs von Johann Jakob Herkommer (1652- 1717)
Alte Seeger Pfarrkirche (vor 1635) mit "gotischem" Satteldachauf dem Altarbild der Kapelle St. Johannes und Paulus in Seeweiler
Johann Jakob Herkomer (1652 -1717)SeinGroßvaterChristofHerkomerstammtausSeeg.SeineElternBalthasarundBarbara HerkommerwarenWirtsleuteinSeeg.SiezogenwahrscheinlichnachdemgroßenBrand 1935nachSameisterundführtendortdieTavernenwirtschaft.Dortwurde1952Johann Jakobgeboren.TaufpatevonJohannJakobHerkomerwarJohann Angerer,PfarrervonSeeg von 1638 - 1657. JohannJakobHerkomererhieltzunächsteineAusbildungalsMalerundwandtesichbei seinemItalienaufenthaltinjungenJahrender Architekturzu. AuchderBildhauereistandernahe.1685kehrteerausVenediginseineHeimatzurück,woereineKapelleerrichtete,die ermitFreskenausstattete.IndenJahren1694-1697weilteerwiederinItalien.Herkomer war der Lehrer von Dominikus Zimmermann (1685 - 1766), der die Wieskirche erbaute.
Kapelle “Maria Schmerzen“, Sameister - Grablege Johann Jakob Herkomers
1701-1717 baute er die Kirche des Klosters St. Mang in Füssen,1714-1715 leitete er den Umbau der St. Moritz-Kirche zu Augsburg.Von 1716-1717 war er wesentlich beteiligt an der Barockisierung derHl. Kreuz-Kirche zu Augsburg.Sehr bedeutsam war der Auftrag, der 1717 an ihn erging: Er sollte die Stadtpfarrkirche von St. Jakob zu Innsbruck neu erbauen. Herkomer erlebte nur den Bau der Fundamente, er starb bereits im Herbst 1717. Sein Neffe, Johann Georg Fischer vollendete den Bau.
•Stuckaturen von Andreas Henkel aus Mindelheim•1744 Fresken von Balthasar Riepp im Chorraum•1769/70 Fresken von Johann Baptist Enderle (bis 1778 weiter tätig)•1770 - 1775 Bildhauerarbeiten von Franz Ignaz Buder/Mindelheim•1770 - 1781 Altäre von Johann Georg Geiger/Enzenstetten•1783 Altäre vollendet von Martin Vogler/Buchloe•1810 Bilder über den Beichtstühlen von Andreas Müller
Ausstattung
•1905 Innenrestaurierung•1942/43 Innenrestaurierung•1982 Außenrenovierung•2000/2001 statische Sicherung und Stabilisierung des Dachstuhl, nachdem 1999 zwei Quadratmeter des Deckenputzes im Langhaus heruntergestürzt waren. Gleichzeitig restauratorische Befunduntersuchung.•2002 - 2004 Restaurierungskonzept und Aufstellung eines Finanzierungsplans•Herbst 2004 Beginn der Arbeiten mit Reinigung und Freilegung der Wand- und Deckenflächen, der Stuckornamente; neuer Wandputz im Sockelbereich; statische Verstärkung der Empore, Ausbau der Orgel; neue Elektroinstallation.•Frühjahr 2005•Beginn der Restaurierung der Raumschale in vollem Umfang, zugleich Restaurierung der Wandtafeln aus Naturstein und der Kirchenfenster.•Sommer 2006 Abbau des Gerüsts für die Raumschale.•Herbst 2006 Gerüste an den Altären, der Kanzel und der Orgel. Abbau der Figuren, Engel, Vasen.•Bearbeitung in Werkstätten. Restaurierung von Chorgestühl, Kommunionbank und Beichtstühlen.•Sommer 2007 Entfernung der letzten Gerüste; Restaurierung der Sockelbereiche der Altäre. Die letzten Figuren und Gemälde kehren zurück; neue Beleuchtung (Glas-Kronleuchter) installiert.•Oktober 2007 Fertigstellung der Orgel•Ende 2007 Fertigstellung der Neugestaltung der Sakristei.
RESTAURIERUNGEN
Beim Ministrieren - Pfarrer Karl Knaus (1886-1961)
Heiliges Grab - Für uns war es ein Ereignis, die buntenKugeln unbeschädigt an den Altar zu bringen. Leider ist hier die Buntheit nicht zu sehen.
KIRCHENFENSTER IN DER NACHFOLGE DER NAZARENERImJahr1942wurdendiebemaltenKirchenfensterausdem19.Jahrhundert (1889)ausgebaut.SiegerieteninVergessenheitundwurdenimJahre1994 durchZufallwiederaufgefunden.DerMalstilistderNachfolgeder Nazarenerzuzuordnen.DieFenster,elfanderZahl,könnenim Heimatmuseum Seeg betrachtet werden. AuchwennsieimsoeinheitlichenRaumdochehereinFremdkörper darstellen,ihreQualitätimEinzelnenisterstaunlichundverdienteiner besonderen Würdigung.Rechts im Fenster lassen sich noch schemenhaft die Nazarenerfenstererkennen. Das Bild ist wohl im Mai entstanden, denn damals wurde die Marienstatue im Lichterrahmen auch am Hochaltar gezeigt.MünchnerFirma,dasAtelier,JosephPeterBockhornihatdieFensterwohl ausgeführt.Eskönntesein,dasssiedabeiaufEntwürfevonMalern zurückgriff.DieseFirmahatauchdieKircheinSt.JohannBaptistin MünchenHaidhausenausgeführt.DieseFensterberuhenaufEntwürfender ProfessorenAugustinPacher,WilhelmMegerleundJakobBradl,sind allerdings erst ab 1903 eingebaut worden.Zur Bedeutung der Glasmalerei schreibt das Meyers Konversationslexikon von 1888 "DerdurchdiewirtschaftlichenVerhältnissederletzten20Jahreherbeigeführte AufschwungderBauthätigkeitinDeutschland,dieWiederbelebungalter KunstbetriebeunddiebeständigzunehmendeFreudeanderfarbigenAusstattung allerzuminnernAusbauderMonumental-undPrivatbautengehörigenElemente habenauchdieG.[lasmalerei]zueinerneuenEntwickelunggeführt.Währendsiebis umdieMitteder70erJahrenurvoneinigenwenigen,zumTeilvonRegierungen unterstütztenInstitutengepflegtwurdeundzuihrerExistenzmeistaufspärliche AufträgefürKirchenbautenangewiesenwar,sindindenletzten15Jahreninallen MittelpunktendeutscherKunstthätigkeitPrivatinstitutefürG.entstanden,diejede TechnikderG.übenundauchdenumfangreichstenmonumentalenAufgaben gerechtzuwerdenvermögen.InMünchen,vonwodieErneuerungderG.inunserm JahrhundertihrenAusganggenommenhat,sindnebendemaltenF.X.Zettlerschen Institut,dasnachderAufhebungderköniglichenGlasmalereianstalt(1869)noch denZusammenhangmitderfrühernZeitaufrechterhielt,dieMayersche Hofkunstanstalt,dieunterandernGlasfensterfürdieKathedraleninMetzund Olmütz,denStephansdomzuWien,dieElisabeth-undNikolaikircheinEisenach unddieStiftskirchezuKaiserslauterngelieferthat,dasAteliervonJ.P.ˆ[Joseph Peter]Bockhorni,dessenSpezialitätebenfallsKirchenfenstersind,unddieAnstalt vonKarldeBouchéentstanden,deralleTechnikenderG.fürkirchlicheund Profanzwecke kultiviert. "
In der SZ vom 8.10.2007"Seit ein paar Wochen ist die Sanierung des Gotteshauses, das zu Beginn des 18. Jahrhunderts nach Plänen des berühmten Füssener Barockbaumeisters Johann Jakob Herkommer errichtet wurde, vollendet. Der prachtvolle Innenraum, der seinerzeit von den Freskanten Johann Baptist Enderle und Balthasar Riepp sowie dem Stuckateur Andreas Henkel gestaltet wurde, schlägt jeden Besucher in seinen Bann. Fachleute zählen die Pfarrkirche St. Ulrich in Seeg deshalb zu den herausragenden Rokokokirchen in Süddeutschland. Auch der ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss, der in den 50er Jahren mehrmals im Allgäu Urlaub machte, war schon damals von der Schönheit des Gotteshauses begeistert."
•1905 Innenrestaurierung•1942/43 Innenrestaurierung•1982 Außenrenovierung•2000/2001 statische Sicherung und Stabilisierung des Dachstuhl, nachdem 1999 zwei Quadratmeter des Deckenputzes im Langhaus heruntergestürzt waren. Gleichzeitig restauratorische Befunduntersuchung.•2002 - 2004 Restaurierungskonzept und Aufstellung eines Finanzierungsplans•Herbst 2004 Beginn der Arbeiten mit Reinigung und Freilegung der Wand- und Deckenflächen, der Stuckornamente; neuer Wandputz im Sockelbereich; statische Verstärkung der Empore, Ausbau der Orgel; neue Elektroinstallation.•Frühjahr 2005•Beginn der Restaurierung der Raumschale in vollem Umfang, zugleich Restaurierung der Wandtafeln aus Naturstein und der Kirchenfenster.•Sommer 2006 Abbau des Gerüsts für die Raumschale.•Herbst 2006 Gerüste an den Altären, der Kanzel und der Orgel. Abbau der Figuren, Engel, Vasen.•Bearbeitung in Werkstätten. Restaurierung von Chorgestühl, Kommunionbank und Beichtstühlen.•Sommer 2007 Entfernung der letzten Gerüste; Restaurierung der Sockelbereiche der Altäre. Die letzten Figuren und Gemälde kehren zurück; neue Beleuchtung (Glas-Kronleuchter) installiert.•Oktober 2007 Fertigstellung der Orgel•Ende 2007 Fertigstellung der Neugestaltung der Sakristei.
RESTAURIERUNGENunterstützt von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD)
Am2.Dezember2007wurdeineinemFestaktimGemeindezentrumundmiteinemfeierlichen Pontifikalamt mit Diözesanbischof Walter Mixa die Wiedereröffnung gefeiert.Hier ein kurzer Bericht meiner Eindrücke: NachderBegrüßungdurchdenPfarradminstratorHaraldHeinrichberichtete GeneralkonservatorProf.Egon-JohannesGreiplüberdenschwierigenVerlaufdergesamten Restaurier- ungsarbeiten. Greiplwiesdaraufhin,dassinderZeitdes18.JahrhundertsmitdenRokokobauwerkender bedeutendsteBeitragBayernsundSchwabenszurKunstgeschichtegelungenist.DieEpocheist voneuropäischenBedeutungunddieSeegerUlrichskirchestellteinesderHauptwerkedar.Sieist eine große, eine in der ersten Reihe stehende Kirche dieser Zeit.ErschildertedievielfältigenProbleme,diemiteinerRestaurierunghinsichtlichder Substanzerfassung,derStatik,desZustandesdesStucks,unddenFolgenausdenaufgefundenen Farbschichtenverbundenwarenumdanndaraufeinzugehen,wiedieseKirchevieleSinne-nicht nurdieAugensondernauchdieOhrenüberdieerklingendeMusikunddieGlocken,den Geruchssinn über den Weihrauch- anspricht. Ermachtedeutlich,dassdieWeltum1750eineanderewar.ZudieserZeitwarLicht,vorallem einlichterRaumetwasseltenesfürdasErlebenderMenschen.FürdieeinfachenGläubigen,die indunklen,gedrücktenRäumenlebten,warderGottesdienstinderhellen,heiterenKircheein GegenstanddesStaunens,einetiefeErfahrung.SiewareineWahrnehmung,dieunsinunserer ZeitderÜberfülle,auchderÜberfüllevonLicht,verlorenzugehendroht.Greiplplädierte,dass wirmitErfurchtundBescheidenheitmitdemWerkunsererVorfahrenumgehen.JohannJakob HerkomerundJohannBaptistEnderlehabendiesenRaumfürGottundfürdieAugender einfachenMenschenim18.Jahrhundertgeschaffen,nichtfürdieGebildetenundfürdie Kunsthistoriker von heute. GreiplwürdigtedieeindrucksvollePersönlichkeitvonPfarrerAloisMeisburger,derein kenntnisreicher und tatkräftiger, manchmal auch eigensinniger und schlitzohriger Partner war.DanachreferiertederArchitektProf.JosefSchwarzüberdenVerlaufderRestaurierung.Hier Einzelheiten . . .ErkennzeichnetedieKirchealseinausgezeichnetesBeispiel,indemsichFunktionundRaum, Kunst und Architektur verbinden.Bewegendwar,wieanschließendTheoWaigeldieGeschichtederRestaurierungundderen FinanzierungineinergelungenenMischungausernstenundhumorvollenPassagendarstellte.So erzählteerzumBeispielfolgendeEpisode.EinBauer,dervonPfarrerMeisburgergefragtwurde, obermiteineSpendezurKirchenrenovierunggrößereChancenhätte,umindenHimmelzu kommen, hat er geantwortet: "Verspreche kann i nix, aber probiere tät is". BeiderBeurteilungderFrage,obeineumfassendeoderschrittweiseRestaurierungsinnvollsei, fandWaigeleinschönesBild:"ManspringtübereinenAbgrundnichtinzweiSprüngen".Er stelltedenbedeutendenBeitragvonGemeindespenden(über500000€voninsgesamt2,3Mio€) heraus.Aucherwähnteer,dassBundespräsidentHorstKöhler,einProtestant,vonderKirche beeindruckt war und darum bat: "Wenn ihr eine schöne Messe feiert, dann lad's mich ein". AbschließenddanktenderKirchenpflegerXaverKiderleundBürgermeisterManfredRinderle denvielenMenschen,dieinunterschiedlichster ArtundWeise-vondenReinigungsfrauenbiszu denGeldgebern-diesesgroßartigeSeegerGemeinschaftswerksgemeisterthaben.Umrahmt wurdederFestaktvonbesinnlich-beschwingterSaitenmusikundeinerAusstellungüberdie Restaurierungsgeschichte. Die Restauratoren haben ein Meisterwerk vollbracht.
Nacht zum 1. März 2016Ca. 2 qm des Freskos von J.B. Enderle ("Seeschlacht von Lepanto") stürzten in den Kirchenraum. "Vorerst jedoch wird die gesamte Decke im Langhaus abgeklopft, ob weitere absturzgefährdete Bereiche vorliegen. Diözesanbauamt : J.B. Enderle war ein genialer Künstler, aber seine Bauleute haben nicht ganz fachgerecht gearbeitet: Das Holzlattengerüst hätte ohne Abstände/Fugen jeweils mit dem nächsten zargenartig verbunden sein müssen: Man sieht, dass der Stuck fast rechteckig geradlinig, dem Bretterverlauf entsprechend, abgefallen ist. Man hat jetzt tellergroße, handbreit dicke Stuckteile aufgesammelt und will sie soweit möglich puzzleartig zusammensetzen, damit man nur den Rest neu ersetzen muss." ( Klaus W. Ruprecht). Es sind Gott sei Dank jedoch im unteren Randbereich kaum figurative Elemente betroffen.
nach der Restaurierung des Freskos von J.B. Enderle
Eine Freude für die Engelschar und die ganze Pfarrgemeinde
„Vollendet ist das das große Werk - der Schöpfer sieht‘s und freuet sich.“Festgottesdienst am 13. Oktober 2019 mit Weihbischof Anton Losinger und der Nikolaimesse von Joseph Haydn, die 1772 uraufgeführt wurde, also kurz nachdem Enderle das Deckenfresko vollendet hatte.