EINE SEITE VON THEODOR FREY
FARBEN
Wohne, du ewiglich eines, dort bei dem ewiglich Einen! Farbe, du wechselnde, komm freundlich zum Menschen herab! FRIEDRICH SCHILLER
FARBEN
SEHEN
BILDENDE KÜNSTE
Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo „Absolutes Schwarz kommt eigentlich nicht vor. Es ist jedoch in beinahe allen Farben vorhanden, ebenso wie das Weiß, und bildet die unendlichen in Ton und Kraft verschiedenen Variationen von Grau, so daß man also in der Natur nichts anderes als diese Töne oder Kraftunterschiede sieht. Es gibt nur drei Grundfarben: Rot, Gelb, Blau. Die zusammengesetzten sind: Bronze, Grün, Violett. Daraus entstehen durch Beimischungen von Schwarz und etwas Weiß die unendlichen Variationen von Grau: Rotgrau, Gelbgrau, Blaugrau, Orangegrau, Violettgrau. Es ist zum Beispiel unmöglich, zu sagen, wie viele verschiedene Grüngrau es gibt, es variiert ins Unendliche. Die ganze Chemie der Farben ist nicht komplizierter, als diese wenigen einfachen Grundprinzipien es sind, und ein guter Begriff davon ist mehr wert als 70 verschiedene Farbtöne, da man mit den drei Hauptfarben und Weiß und Schwarz mehr als 70 Töne herstellen kann.“
"Die Schönheit ist eine Art Übereinstimmung und ein Zusammenklang der Teile zu einem Ganzen (consensum et conspirationem partium in eo), das nach einer bestimmten Zahl, einer besonderen Beziehung und Anordnung ausgeführt wurde, wie es das Ebenmass, das heisst das vollkommenste und oberste Naturgesetz, fordert." Gott hat "die Verhältnisse der Teile wechselweise aufs genaueste zusammengestimmt, dass überall die Bewegung der Teile zum Ganzen führt". Nicolaus Cusanus: De ignorantia (1440)
REINES, EWIGES LICHT
„Wie das Auge, wenn es sich den vielfältigen Unterschieden der Farben zuwendet, das Licht selbst nicht sieht, so bemerkt das Auge unseres Geistes, wenn es sich auf die Einzeldinge und alles Seiendes im Ganzen richtet, das Sein selbst nicht, obwohl dieses Sein zuerst dem geist gegenübertritt und durch dieses erst alles, was seiend ist. So erweist sich das Wort als nur zu wahr: ‚Wie sich das Auge der Fledermaus zum Lichte verhält, so verhält sich das Auge unseres Geistes zu dem, was an sich das Offenbarste ist.‘[Aristoteles]“ Bonaventura (1221 - 1274) Pilgerbuch der Seele zu Gott (1269)
B
Wundersame Kunst
„Das künstlerische Wunder ist, daß es die Welt gibt. Daß es das gibt, was es gibt. Ist das das Wesen der künstlerischen Betrachtungsweise, daß sie die Welt mit glücklichen Augen betrachtet? Ernst ist das Leben, heiter die Kunst.“ Ludwig Wittgenstein - 20. Oktober 1916 - Schriften I - S. 176 „Denn etwas ist wohl an der Auffassung, als sei das Schöne der Zweck der Kunst. Und das Schöne ist eben das, was glücklich macht.“ Ludwig Wittgenstein - 21. Oktober 1916 - Schriften I - S. 179
Unser Sehen wird von einem gewissen leuchtenden und lichten Geist, der aus der obersten Partie des Gehirns in das Augenorgan hinabsteigt, und von einem farbigen Gegenstand, der seine Ähnlichkeitsbilder in es vervielfältigt, erzeugt, wobei noch das äußere Licht hinzukommt. Im Reich der sichtbaren Dinge findet sich folglich allein Farbe. Das Sehen aber stammt nicht aus dem Reich des Sichtbaren, sondern hat seinen Platz oberhalb aller sichtbaren Dinge. Demnach hat das Sehen keine Farbe, weil es nicht aus dem Reich der Farben stammt. Damit es jede Farbe sehen kann, ist es überhaupt keiner Farbe verbunden, und damit sein Urteil wahr und frei ist, hat es nicht mehr von der einen als von der anderen Farbe, und damit seine Kraft bei allen Farben Verwendung finden kann, wird es durch keine Farbe eingeschränkt. Unvermischt von Farben ist das Sehen, damit seine Schau wahr sei. Nikolaus von Kues - Vom Gottsuchen - fol.197
FARBE & LICHT