LUDWIG VAN BEETHOVEN
Komm, wann du willst, ich gehe dir muthig entgegen –
lebt wohl und Vergeßt mich nicht ganz im Tode, ich habe
es um euch verdient, indem ich in meinem Leben oft an
euch gedacht, euch glücklich zu machen, seyd es –
Heiglnstadt
am 6ten october
1802
Ludwig van Beethowen
Schluß des Heiligenstädter Testaments von 1802
ich nebst meiner Kunst, daß ich durch keinen selbstmord mein Leben
endigte – lebt wohl und liebt euch; – allen Freunden danke ich,
besonders fürst Lichnovski und P[r]ofessor schmidt – die Instrumente
von fürst L.[ichnowsky] wünsche ich, daß sie doch mögen aufbewahrt
werden bey einem von euch, doch entstehe deswegen kein Streit unter
euch, sobald sie euch aber zu was nüzlicherm dienen können, so
verkauft sie nur, wie froh bin ich, wenn ich auch noch unter meinem
Grabe euch nüzen kann – so wär’s geschehen - mit freuden eil ich dem
Tode entgegen – kömmt er früher als ich Gelegenheit gehabt habe, noch
alle meine Kunst-Fähigkeiten zu entfalten, so wird er mir troz meinem
Harten Schicksaal doch noch zu frühe kommen, und ich würde ihn wohl
später wünschen – doch auch dann bin ich zufrieden, befreyt er mich
nicht von einem endlosen Leidenden Zustande? – Komm, wann du willst,
ich gehe dir muthig entgegen – lebt wohl und Vergeßt mich nicht ganz im
Tode, ich habe es um euch verdient, indem ich in meinem Leben oft an
euch gedacht, euch glücklich zu machen, seyd es –
Heiglnstadt
am 6ten october
1802 Ludwig van Beethowen
Heiligenstädter Testament
Beethoven in Heiligenstadt
An den Aufenthalt Beethovens im Haus 19, Probusgasse
6 (er wohnte hier, um die Heilquellen von Heiligenstadt
zu versuchen), erinnert eine Gedenktafel, hier verfaßte er
am 6. Oktober 1802 sein "Heiligenstädter Testament".
Das Haus wurde zu einem dem Komponisten
gewidmeten Museum usgestaltet.
Im Haus des Hofrats Greiner konzertierten häufig Haydn, Mozart, Salieri und andere
Musiker. Der Wiener Zeitung vom 26. März 1800 ist zu entnehmen, dass Beethoven zu
dieser Zeit im dritten Stockwerk des Hauses wohnte. 1965 wurde ein Neubau (Tiefer
Graben 8-10) errichtet. Das am Neubau angebrachte Mosaik erinnert an die Wohnung
Ludwig van Beethovens, präsentiert aber falsche Jahreszahlen und Kompositionen.
„Jede echte Erzeugung der Kunst ist unabhängig,
mächtiger als der Künstler selbst und kehrt durch ihre
Erscheinung zum Göttlichen zurück und hängt nur
darin mit dem Menschen zusammen, dass sie Zeugnis
gibt von der Vermittlung des Göttlichen in ihm.“
Ludwig van Beethoven
„Beethoven mag sich im Geiste von Jean Paul gewünscht
haben, dass man im halbwahnsinnigen Genuss des Endlichen
und seiner ganzen Toll- und Torheit die unendliche Idee des
Erhabenen in einer umso strahlenderen Vision vor Augen
hätte.“ . . . „So gesehen wäre die Achte nicht bitterer
Nachgeschmack auf die Siebte, sondern beide gehörten
zusammen wie Drama und Satyrspiel.“
Martin Geck - Musik des deutschen Idealismus - 1993