St. Georg
in München-Obermenzing
Ursprünglich romanisches Sakralgebäude, dessen
Anfänge auf das 9. Jahrhundert zurückgehen
ST. GEORG
EIN WIEDERHERGESTELLTES KLEINOD
Wiedereröffnet am 21. Mai 2016
St.
Georg
und
sein
Friedhof
wird
1315
erstmals
erwähnt.
Die
gefundenen
Buckelsteine
im
Fundament
sind
jedoch
ein
Hinweis,
dass
diese
bereits
aus
dem
9.
Jahrhundert
stammen
könnten.
In
spätgotischer
Zeit
wurde
die
Kirche
erweitert,
der
Altarraum
gewölbt
und
mit
Seccomalereien
ausgestattet.
Umstritten
ist
ob
die
Weihe
im
Jahre
1444
oder
bereits
im
Jahre
1403
*
stattgefunden hat.
Das
Vorzeichen,
wie
auch
der
Bilderzyklus
von
Christus
und
den
zwölf
Aposteln
in
den
Feldern
der
Emporenbrüstung
stammt
aus
der
Barockzeit.
Der
Turm
wurde
1677-1679
vom
kurfürstlichen
Hofmaurermeister,
später
Hofbaumeister
Giovanni
Antonio
Viscardi
neu
gestaltet.
Das
erst
1984
wiederentdeckte
Kleinorgelwerk
ist
der
ersten
Hälfte
des
18.
Jahrhunderts
zuzurechnen.
1843
und
1854
wurden
zwei
neue
Glocken
gegossen,
von
denen
eine
1917
im
Rahmen
der
„Metallmobilmachung“
für
Kriegszwecke
beschlagnahmt
wurde.
Seit
1993
hat
St.
Georg
wieder
zwei
Glocken.
Am
21.
Mai
2016
wurde
das
restaurierte
Kleinod
mit
einem
Gottesdienst
wieder
eröffnet.
*Alfons Pöhlein konnte
anhand einer Urkunde
aus dem Pfarrarchiv
Aubing nachweisen,
dass St. Georg bereits
1403 geweiht wurde.
Das Jahr 1444 bezieht
sich auf den „Martirer
Sant Andreas und Sant
Görgen“, die Kapelle
der Blutenburg.
Obermenzinger Hefte
1973
WAS GESCHAH ZU JENER ZEIT, ALS ST. GEORG SEINE
WESENTLICHE GESTALT (Anfangs des 15. Jahrh.) ERHIELT ?
•
1397–1402 Aufstand der Zünfte gegen Patrizier und die Wittelsbacher
•
1417 endet mit dem Konzil von Konstanz die zeitweilige Glaubensspaltung
innerhalb der lateinischen Kirche mit konkurrierenden Papstansprüchen in
Rom und Avignon(Abendländisches Schisma)
•
1422 Mit der Ingolstädter Niederlage bei Alling und dem Friedensgebot
König (später Kaiser) Sigismunds fand der bayerische Krieg sein Ende.
•
1429 führt Jeanne d’Arc die französischen Truppen zu einem Sieg gegen die
Engländer im Hundertjährigen Krieg.
•
1419 bis 1436: Hussitenkriege in Mitteleuropa.
•
1440 Johannes Gutenberg erfindet den Satz mit beweglichen Lettern und
bricht das Informationsmonopol der Kirche.
•
Nikolaus Cusanus (1401–1464), Universalgelehrter und Philosoph postuliert
erstmals die Unendlichkeit des Weltalls
•
1429 wütete in München wieder ein zerstörerisches Feuer, dem Teile der
Stadt zum Opfer fallen. Durch das Bündnis von Herzog Ernst mit Kaiser
Sigismund war auch München von den Hussiten bedroht, so dass die
Stadtbefestigung im selben Jahr durch einen äußeren Mauerring verstärkt
wurde.
•
1435 wurde unter Albrecht III. das Schloss Blutenburg erbaut.
•
1442 wurden die Juden durch Herzog Albrecht III. aus der Stadt und aus
ganz Oberbayern vertrieben. Erst 250 Jahre später wurde jüdische
Ansiedlung wieder gestattet.
•
1453 fällt Konstantinopel an das Osmanische Reich.
•
1460 ereignete sich ein weiterer Stadtbrand in München.
•
1488-97 Schloßkapelle in der Blutenburg wird erbaut.
•
1494 Einweihung des Neubaues der Frauenkirche in München.
Quelle: Wikipedia
Darstellungen im Chorraum
St. Georg
Zum Vergleich hier eine
wieder hergestellte Darstellung
vom Petersberg bei Dachau.
In Form der Mandorla (ital. Mandel) wird Christus
als Pantokrator (Allherrschers) ins Zentrum gestellt.
In St. Georg gleicht die Aura (Glorie) einer geöffneten Walnußschale.
Der mandelförmigen Schein erinnert auch an die Form einer Vulva, die zur „Gebärmutter“ führt.
ST. GEORG
IM KAMPF
MIT DEM
DRACHEN
MARTYRIUM DES HL. GEORG
Auf den anfänglichen Entwurf zurückgeworfen
Die
Ausmalung
der
Fresken
erfolgte
in
Kalk-secco-
Malerei.
Dazu
wurden
Vorzeichnungen
auf
den
noch
frischen
Kalkputz
aufgetragen
und
die
Ausmalung
auf
dem
bereits
trockenen
Putz.
Die
farbige
Malerei
löste
sich
auf
und
übrig
blieb
im
wesentlichen
die
Rötelvorlage.
Leider
nur
die
Rötelvorlage?
Nein,
es
ist
faszinierend
dem
Anfang
des
Schaffensprozesses
beiwohnen
zu
können.
Die
klaren
Strukturen
zeigen,
wie
der
Schaffende
aus
dem
Rohen
das
Gewollte
entstehen
lässt.
Und
ist
nicht
dieses
Holzschnittartige
uns
Heutigen
näher
als
der
Versuch
eines
perfekten
Abbildes,
z.B.
in
der
Kunst
des
19.
Jahrhunderts?
Die
Darstellungen
wirken
im
guten
Sinne
archaisch,
im
Sinne
von
ursprünglich
und
althergebracht,
aber
nicht
altertümlich sondern modern.
Die symbolische Darstellung der vier Evangelien
Und ihre Gesichter sahen so aus: Ein Menschengesicht (blickte bei allen
vier nach vorn), ein Löwengesicht bei allen vier nach rechts, ein
Stiergesicht bei allen vier nach links und ein Adlergesicht bei allen vier
(nach hinten). (Ez 1,4–10)
LUKAS - der geflügelte STIER mit den Buchrollen zwischen den Füßen
MARKUS- der geflügelte Löwe mit langer Zunge
Man könnte meinen, er ist auf dem Sprung. Eine sehr dynamische
Darstellung!
MATTHÄUS - der geflügelte MENSCH - der ENGEL
Interessant wäre es zu wissen, wie die nur
angedeuteten Flügel ausgemalt wurden!
JOHANNES - der ADLER
Waren die Buchrollen,
die Spruchbänder eventuell mit Text versehen?
Das jüngste Gericht
Da ist aber was los!
In der Barockzeit meinte man mehr über die Hölle zu wissen. "Jesuiten bezogen ihr Wissen oft aus dem Kommentar
ihres Ordensbruders Franciscus Suarez zur Theologischen Summe des Thomas von Aquino.". . . .
Dem Autor ist es wichtig, daß es sich um 'wahre' Orte handle, und 'wahr' bedeutet hier: sinnlich, körperlich."
Suarez meint: "Der ganze Raum ist voll von Feuer; als Feuerpfuhl oder See voll glühenden Pechs schließt er die
Verdammten ein. Seine Qual setzt nie aus".
Quelle: Kurt Flasch - Der Teufel und seine Engel - S. 284 f.
Die Darstellung an einer Ostwand ist ungewöhnlich - ein weiteres Beispiel findet sich in St. Ludwig in Schwabing.
Szene des Besuchs der Heiligen drei Könige
Die heilige Familie - Maria bekrönt, anmutig sitzend auf einem
herrschaftlichem gotischen Thron; rechts wohl Josef mit Bart
Es sieht so aus, als ob das Jesuskind den Kelch eher füllt (ein Hinweis
auf das Abendmahl ?), als ihn als Geschenk vom König in Empfang zu
nehmen.
links einer der drei Könige mit Heiligenschein, weiter links zwei weitere
Könige mit Kronen.
Über allem ein herausgehobener Stern mit Kometenschweif.
An die Geburt erinnert auch der angedeutete Ochsenkopf;
Unten in der Mitte (neben dem hellen Oval) ist auch ein Kopf
angedeutet.Er schaut zwar wie ein Menschenkopf aus, das Ohr könnte
aber auch auf ein Schaf hindeuten.
Alles ist eingebunden in einen kosmischen Sternenraum!
Wie kann man sich die ausgestaltete, farbige ursprüngliche Gestalt
vorstellen?
Wäre es nicht reizvoll, den Versuch zu unternehmen, aus unserer
heutigen Sicht, die Gestaltung neu zu wagen?
Von St. Georg Richtung Sonnenuntergang - „BreiterWeg“